THE BERICHTERSTATTER IS BACK

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Obwohl ich es bereits jedem, der es hören wollte, nach der  2:3-Pokalfinalniederlage gegen den VfL Wolfsburg  in Köln gesagt habe, dass ich mit diesem Spiel meine Karriere als Laienschriftsteller beende, bin ich trotzdem im Laufe der vielen Heim- und Auswärtspartien der bisherigen Saison 2013/4  sowie sonstigen Veranstaltungen, wo sich Turbinefans treffen können, immer wieder darauf angesprochen worden, ob ich nicht weitere Artikel schreiben könnte. Es tut der Seele des Berichterstatters gut ( das ist das letzte Mal, dass ich dies so schreibe), wenn seine bescheidene Meinung so gefragt war, dass sie vermisst wurde. Warum das so ist (oder war), kann ich nicht nachvollziehen, aber es ist so, wie ich aus vielen Gesprächen heraushören konnte. Einen ersten Höhepunkt erreichte die Protestwelle auf unserer Mitgliederversammlung des Fanclubs, wo ich mich noch hartnäckig geweigert habe, wieder Aktivitäten in diese Richtung zu entfalten. Aber im weiteren Verlauf der Hinrunde habe ich dann verkündet, wenn überhaupt, dann gibt es von mir „nur“ eine große  Zusammenfassung als Gesamtbilanz der Herbst-Serie. Was ich aber immer betont habe, warum schreibt nicht mal ein anderer Fan, viel „Schlimmer“ als meine Wortmeldungen kann das auch nicht sein.

Nun ist es soweit. Ich werde  doch zu einem großen Rundumschlag ausholen – keine Angst, dabei wird niemand verletzt. Ich habe zwar nur etwas für den Herbst angekündigt, aber der Sommer und Winter werden auch ein wenig gestreift.

Bevor ganz Schlaue aus Ihren „Löchern“ kommen, ich schreibe  alles aus dem Gedächtnis und ohne „Hilfsmittel“ – sprich:  frühere Zeitungsartikel oder-berichte, Statistiken aus dem Internet   u .ä. liegen mir nicht vor, weshalb es ab und zu in der Erinnerung zu „leichten“ Verwechslungen bei Namen, Personen, Orten, Spielständen, Torschützen usw. kommen kann, was aber nicht mit Absicht geschieht.

Beginnen möchte ich und nun stimmt es zu ersten Mal, dass ich auch über den Sommer schreibe, mit der Europameisterschaft, zu der Turbine mit Jenny C. (zur Unterscheidung von Jenny Z.), Antonia, Maren und Ada vier Spielerinnen entsenden durfte. Wer mich kennt, weiß, dass ich kein „Freund“ von Frau Neid bin und deshalb auch kein Fan der deutschen Nationalmannschaft, besonders nach dem, was sie sich 2011 bei der WM in eigenen Land geleistet hat, wofür ich in meinem Umfeld  kritisiert worden bin, besonders heftig beim Public Viewing unseres Fanclubs beim Finale. Nachdem meine zweite Lieblingsspielerin nach LISA, ANTONIA, im Halbfinale ausgeschieden war, habe ich gesagt, bei Norwegen sind zwei und bei Deutschland nur eine Turbinespielerin – also alle Kraft auf Norwegen, was leider nicht geklappt hat, aber wer zwei Elfmeter so delitantisch  verschießt, hat kein „Recht“ auf den Europameister-Titel. Ein wenig war meine Welt dann aber doch halbwegs in Ordnung, weil das deutsche Siegtor ausgerechnet „unsere“ Anja geschossen hat.

Wenn man etwas schon zum zweiten Mal macht, heißt es immer, es wird zur Tradition. Also  war ich traditionell beim ersten Turbine-Training nach der Sommerpause zur Vorbereitung auf die neue Saison. Da hatte meine Schweiz-Fahne ihren ersten Einsatz, die unser Neuzugang Lia Wälti gleich unterschreiben durfte. Außerdem habe ich Lisa nachträglich gratuliert, denn an ihrem Geburtstag konnte ich ihr leider nicht persönlich ins Auge blicken. Dieses Mal habe ich meine Trainingsbeteiligung um hundert % gesteigert, denn ich war außerdem nach Ende des Extra-Urlaubs unserer vier EM-Fahrerinnen am Luftschiffhafen, denen ich zum jeweiligen Erfolg in  Schweden (Halbfinale, Endspielteilnahme und Europameister-Titel) meine Aufwartung gemacht habe. Zu dieser Gelegenheit zeigte sich, wie unsachgemäß Adas Verletzung bei der norwegischen Nationalmannschaft behandelt wurde, denn mit ihr fiel sie noch mehrmals längere Zeit aus. Richtig hergestellt war sie aus Sicht eines medizinischen Laien erst seit dem CL-Spiel  in Lyon.

Dann gab es für mich eine längere Pause, in der ich zur Kenntnis nehmen musste, dass sich Andrine von Turbine verabschiedet hat. Ich fand es schade, war und bin aber zu weit weg, um mir da ein abschließendes Urteil bilden und einen fundierten Kommentar abgeben zu können.

Bevor es dann mit dem ersten Spiel gegen FF USV Jena endlich los ging, gab es noch einen Termin für die Fans und interessierte Öffentlichkeit, bei dem unsere drei Neuzugänge Lia Wälti (Schweiz), Julia Simic (Bayern), Laura Engler (Torfrau) vorgestellt wurden. Bis es so weit sein sollte, waren noch zwei neue Fakten zu „verdauen“. Das begann mit der CL-Auslosung. Erst der wie üblich leichte  1/16-Finalgegner (in diesem Jahr MTK Hungaria Budapest). Aber dann steht wieder mal Lyon vor der Tür und  auch noch zuerst zu Hause.

Eine größere Überraschung war die Nachricht, dass sich unsere Neuzugangs-Talkrunde um eine Spielerin vergrößern wird, denn am gleichen Vormittag landete aus den USA Ingrid Wells. Das Bemerkenswerteste daran war, dass sie nach ihrem Eintreffen im Luftschiffhafen gleich ihr erstes Training absolvierte und trotz Übermüdung und Jetlag sowie fehlender deutscher Sprachkenntnisse diesen Termin wahrgenommen hat. Vielleicht etwas negativ  ist die fehlende körperliche Präsenz bei einer Größe von 157 cm. Das nächste Mal fiel mir Ingrid erst wieder Anfang November bei der Signierstunde für den Turbine-Kalender 2014 auf. Sie hatte auch erst einen Einsatz gegen Budapest im Karli, ist ansonsten mit der Zweiten eine Spielklasse tiefer unterwegs. Ich hoffe, dass sie die Begegnungen in der zweiten Bundesliga Nord als Lernprozess ansieht und nicht gleich wieder die Brocken hinschmeißt. Aber bei 1,57m  sehe ich nicht viele Möglichkeiten, in der Mannschaft zu glänzen, die noch sehr hohe Ziele in Meisterschaft und CL hat. Für Kopfbälle ist Ingrid nicht zu gebrauchen. Und nur mit Technik ist auch kein Blumentopf zu gewinnen.

Das Ostderby zum Bundesliga-Auftakt gegen Jena zeigte dann, was sich wie ein roter Faden durch den bisherigen Saisonverlauf zieht – die mangelnde körperliche Präsenz und das viel zu bescheidene Auftreten im Mittelfeld,  was man in der Bundesliga vielleicht noch kompensieren kann, aber gegen die zwei Mitbewerber um die CL-Plätze und auf internationalem Parkett traten die Defiziten sehr deutlich hervor. Einzige Ausnahme bei den vier Partien gegen die eben genannten Gegner war das Spiel in Lyon, wo aber alles so was von geklappt hat, wie schon lange nicht mehr. Ich fand, es war seit dem Finale 2010 in Getafe das beste Spiel von Turbine. Aber Jena nutzte die an diesem Tage desolate Verfassung von Turbine und holte ein völlig verdientes Unentschieden. Die Abwehr um Caro Schiewe und ihre neue Neuseeländerin hatte keine Mühe, alle hohen Bälle herauszuschlagen (siehe meine vorherigen Bemerkungen).

Hier noch zwischendurch eine kleine Einzelkritik. Insgesamt gar nicht gefallen haben mir Julia und Genoveva. Sehr gut sind Johanna und Lia, während die Abwehr insgesamt solide steht und Pauline in jedem Spiel als Ballsschlepperin  unwahrscheinlich Kilometer schrubbt. Im Moment ist das natürlich bitter für Alex, die deshalb kaum noch zum Einsatz kommt. Ich fand sie immer zuverlässig und mit ihrer fröhlichen Art.außerhalb des Spielfeldes gehört sie für zu den Akteurinnen, die ich gern bei Turbine sehe.  Aber nicht falsch verstehen, natürlich ist jeder toll, der für Potsdam aktiv ist. Wenn vielleicht noch eventuell Heimweh dazu kommt durch die große Entfernung zu den USA, kann da demnächst eine Luftveränderung im Raum stehen. Ich weiß wie immer nichts Genaues – nur reine Vermutung. Das Mittelfeld ist zu ungefährlich und bieder und kann an schlechten Tagen auch von Teams wie Jena und Essen erschreckt werden. Genoveva spielt zu viel, Antonia und Asano spielen zu wenig, wobei ich es immer schade finde, wie traurig Antonia nach den Spielen guckt. Da würde mich nicht wundern, wenn wir in nächster Zeit von ihrem Abgang lesen müssten, wenn sie ihre Chancen in der schwedischen Nationalmannschaft nicht einbüßen will. Hoffentlich nicht und wehe ans Brentanobad.  Der Angriff ist insgesamt zu harmlos (Natasa, Lisa, Ada, Genovea). Schön ist, dass es bis auf Ada und Jenny C. keine größeren Verletzten gab und gibt. Jenny Z. hat sich zwar wieder rangekämpft, aber ich glaube, dass wir hier bald das Karriereende erleben werden. Dass mit einer neuen Torfrau  zu rechnen war, konnte man erwarten. Aber die Bemerkung unseres Cheftrainers, wir haben nach Alissa keine gute Keeperin mehr, empfand ich unglücklich und unpassend Ann-Katrin gegenüber, denn ohne sie hätten wir das Ding gegen Lyon nicht gezogen.

Nach dem Lizenzentzug vom SC07 Bad Neuenahr zeigte das Auswärtsspiel in Sindelfingen ein völlig anderes Problem, die mangelnde Vorbereitung der Gastgeberinnen, denn sie hatten  erst vierzehn Tage vor Saisonbeginn vom Bundesligaverbleib erfahren und dem zu Folge keine große Möglichkeit, eine konkurrenzfähige Truppe auf die Beine zu stellen. Dort spielen teilweise fünf 16jährige in der Anfangself. Das erklärt natürlich auch Sindelfingens hohe Niederlagen, die nicht zur Verstärkung ihres Selbstvertrauens betragen.

Der für Turbine bisherige Tiefpunkt war dann das Pokalauswärtsspiel in Essen. Was zunächst lustig begann, endete mit einer 2:3-Niederlage nach 2:0-Führung. Über die Eintrittskarte hat jeder noch vor dem Einlass ins Stadion gelacht, denn statt in der zweiten befanden wir uns erst in der ersten Pokalrunde, aber noch viel kurioser war die Bezeichnung des Gastes:

1.FCC POTDAM

Diese Niederlage tat mir mehr weh als das 0:1 in der letzten Bundesligasaison an gleicher Stelle. Für mich war ausschlaggebend die Verletzung unserer Torfrau, die ich ausgewechselt hätte. Diese Meinung teilt kaum Einer mit mir, ich bin aber der Überzeugung dass das die Hauptursache des frühen Pokalaus war. Ob es mit Laura besser gelaufen wäre, ist natürlich reine Spekulation, aber aus meiner Sicht wäre es einen Versuch wert gewesen. Bei Beinbruch oder Roter Karte wäre ein Wechsel ja auch nötig gewesen, da hätte Laura auch ran gemusst.

Dann gab es mehrere Begegnungen, die unter dem Schock dieses Erlenbisses standen, wobei es gegen Duisburg noch aus einem anderen Grunde zu einer Zitterpartie werden sollte. Denn bis zum Jahresende dauerte die Entscheidungsfindung, dass die Mannschaft nach Insolvenzproblemen beim MSV weitermacht und alle bisherigen Ergebnisse ihre Gültigkeit behalten. Wobei sich mir die Sache nicht ganz erschließt, denn auch der MSV hat Probleme, mal sehen wie es da weiter geht.

Drei neue Auswärtsstadien standen für den reisefreudigen Turbinefan bisher auf dem Plan. In der Bundesliga war das in Cloppenburg und im Dietmar-Hopp-Stadion der Fall. Alle beide Mannschaften hatten ihren besonderen Charme, wobei ich BV Cloppenburg eher den Klassenerhalt zutraue als  TSV 1899 Hoffenheim. Im Norden war es eine keineswegs negativ gemeinte rustikale Dorfatmosphäre, während beim Software-Milliardär das Absingen des Badner Liedes und das Fastverspielen eines sicheren Vorsprungs in Erinnerung blieben.

Die dritte neue Reise führte uns in der Champions League nach Budapest, wo es sicherlich viele schöne Ecken gibt, ich hatte aber den Eindruck, dass hier der Unterschied (sicht- und unsichtbar) zwischen arm und reich viel größer als in Berlin ist. Teilweise schien die Zeit noch still zu stehen (alter „Ost-Charme“). Besonders war das für mich am baufälligen und verrosteten Nandor-Hidekuti-Stadion zu sehen.

Der Rest ist schnell erzählt. Nach Freiburg wieder die übliche Bahnreise mit anschließendem Wackelsieg durch Johannas Siegtor (89.)  Außerdem zwei hohe und souveräne Bundesligaerfolge in Levenkusen und gegen Essen, dann wiederum die beiden Heimspiele gegen Wolfsburg und Brentanobad, wobei besonders das letztere Spiel von meinen Lieblingsfeinden derart überlegen geführt wurde, dass auch ein absolut eingefleischter Turbinefan wie ich, kein Recht hat, diesen Sieg anzuzweifeln. Mit Colin Bell scheint bei unserem Konkurrenten Ruhe auf der Trainerbank eingezogen zu sein und ich finde, obwohl dort sonst nur nach Namen eingekauft worden ist, nach Abgang meiner Spezialfreundin passt Frau Sasic wunderbar da rein. Es tut mir zwar weh solche Worte zu wählen müssen, aber ich finde sie im Moment absolut zutreffend. Im Augenblick schätze das Brentanobad stärker als Wolfsburg ein.

Das Positive ereignete sich erst nach dieser 0:3-Niederlage, denn bis auf Maren erschien die gesamte Mannschaft auf unserer Weihnachtsfeier. Das rechne ich der Mannschaft hoch an, das zeigt das gute Verhältnis zwischen Fans und Spielerinnen. Meine Welt war doppelt in Ordnung, weil nämlich meine Lieblings-Lisa und Ulla an unserem Tisch gesessen haben. Mit der Bemerkung von Ulla will ich schließen und noch einen kleinen Ausblick wagen:

„Ihr fahrt ja auch zu jedem Auswärtsspiel, da ist es doch selbstverständlich, dass wir zur Weihnachtsfeier kommen.“

Ohne Worte, da war selbst ich sprachlos und gerührt.

Die Lust auf das Hallenturnier in Magdeburg ist mir schon fast vergangen, denn durch die UEFA-Abstellungsperiode wird Turbine fast ohne Ausländerinnen auskommen müssen.

Lia fällt ganz sicher aus, Toni ist fast so gut wie weg, bei Maren und Ada verhandelt Turbine noch und meine Lieblings-Lisa spielt nicht gern in der Halle, wie mir ihr Vater in Lyon erzählte. Dass diese Begegnung in Lyon das g e i l s t e Turbine-Spiel seit langem war, erwähnte ich bereits an anderer Stelle. Nur noch so viel dazu: Ich war drei Tage danach ohne Stimme – meine Feinde werden sagen, wäre es mal bis heute so.

Wer meint, ich habe etwas vergessen, falsch dargestellt oder er könnte es besser, der darf sich gern bei mir melden.

Kurz vor Ende fiel mir noch ein, dass man auch als (verbohrter) Fan über den Tellerrand hinausblicken sollte, was ich hiermit tun möchte. Der Fußball geht  manchmal  kuriose Wege und schreibt Geschichten, wie es sie nur bei ihm gibt. Denn in der WM-Quali für Kanada 2015 spielen Lisa und Antonia in einer Gruppe gegeneinander. Im Moment ist Schottland besser als Schweden und ein ganz heißer Kandidat für den Gruppensieg. Leider bleibt eine Turbine dabei auf der Strecke.

P. S.: Vielen Dank an den unbekannten Internet-Experten, der das  Turbinemannschaftsfoto an den Anfang eingefügt hat

GESCHRIEBEN: DONNERSTAG – 02. JANUAR 2014 gegen 11:20

Als kleiner Nachtrag noch drei Tage vor Beginn des Hallenturnier die positive Nachricht, dass unsere drei nordeuropäischen Feldspielerinnen doch teilnehmen können.

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