Der Fanbus rollte wieder

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Spielbericht zum Saisonauftaktspiel: VfL Wolfsburg gegen Turbine Potsdam am 28. August 2021

Vorgeplänkel

Da waren sie wieder, die vertrauten Gesichter, eingehüllt im Turbine-Blau. Der Fanbuskoordinator Hartmut begrüßte jeden Fahrgast einzeln an Bord. Am Lenkrad saß unser Busfahrer Peter, der herzlich-gesunde Grüße vom anderen Busfahrer Detlef übers Busmikrofon ausrichten ließ.

36 Fans reisten mit diesem vertrauten Busgefährt, ca. 60 weitere steuerten das gefühlte Nahziel mit ihren Privat-PKWs an. Allesamt mit den staatlich geforderten „3G“ im Gepäck, so wie sich das heutzutage gehört.

Fanbus Foto: sule

Im Vorfeld ließen einige Turbinefans gar mächtige Nerven, als sie versuchten, dem Klick-Dschungel durch den Wölfe-Shop zu folgen, um die ausschließlich online zu erwerbenden Eintrittskarten für das AOK-Stadion zu ergattern. Die Einkaufs-Software präsentierte ihre Tücken. Aber es gibt eine Solidargemeinschaft unter den Turbinefans, sodass am Ende auch die internetlosen Fans mit einem grün-weißen A4-Blatt winken konnten. Und für die wenigen Aussätzigen, denen das nicht gelungen war, wurde vor Ort durch überfreundliche Security-Menschen ein interner Rundgang durch die Geschäftsstelle geboten. Ein Wolf aus Plastik jaulte über der Tür zum Ticket-Drucker, die Flure waren mit grellgrüner Auslegware versehen. Ein Blick hinter die Kulissen, mit Schlangenbildung, da auch viele einheimische Fans ihr Problem mit dem Ticketkauf hatten.

Geschäftsstelle mit jaulendem Plastikwolf Foto: sule

Hellgrün war auch das papierne Armbändchen, das man nach Vorlage des 3G-Beleges um das Handgelenk beklebt bekam. Die blaue Version war leider nicht vorrätig…, das minderte aber nicht die Vorfreude auf das Spiel.

Ein Stadionheft gab es nicht. Zu Beginn auch keine Stadionverköstigung, denn der Kiosk öffnete erst zeitverzögert.

Einige Turbinefans stellten unabhängig voneinander fest, dass sich die Ordner überaus freundlich zeigten. Auch einige Wob-Fans suchten das Gespräch und sendeten am Ende nette Heimfahrtswünsche. Die Freude, endlich mal wieder unbefangen live ein Spiel im Stadion mitverfolgen zu können, zeigte nach der Corona-Tristesse spürbare positive Folgen fürs menschliche Miteinander.

Potsdamer Fanblock mit Abstandsregel Foto: sas

1060 Zuschauer:innen vermeldete der Stadionsprecher, dem es wieder mal perfekt gelang, die Potsdamer Mannschaftsaufstellung im Sprint zu verlesen, wobei er sich eigentormäßig einmal verhaspelte. Ein Mitrufen der Spielerinnamen war aus Potsdamer Sicht somit nicht möglich. Die Wolfsburger Version war deutlich langsamer.

Der Block O2 war für die Turbinefans reserviert worden. Linksseitig der Mittellinie gelagert, eigentlich eine gute Sichtposition, gäbe es im AOK-Stadion nicht dieses weitverzweigte Metallgestänge, das den Blick in sitzender Position versperrt. Also verfolgten die Turbinefans das Spiel im Stehen und mussten sich in der 88. Minute nicht mehr von ihren Sitzplätzen erheben, als traditionell der Fangesang „Steht auf, wenn ihr Turbinen seid“ erklang.

Dank dem unermüdlichen Fan Frank wehte das Fanbanner und alle Nationalflaggen der Turbine-Spielerinnen inclusive der Regenbogenfahne sanft im Wolfsburger Lüftchen und umrahmten die Fangemeinde mit bunten Farben.

Erwartungen

Wie würden die Turbinen in diesem ersten Spiel der neuen Bundesliga-Saison wohl auftreten? Gleich zu Beginn empfing ein sehr starker Gegner unsere Herzensmädels. Die Vorbereitungsspiele waren allesamt aalglatt verlaufen mitsamt einer starken Abwehrleistung.

Das Spiel

Und so starteten unsere Turbinen auch spritzig und zweikampffreudig in dieses Spiel. Die ersten zehn Minuten waren von großer Hektik auf beiden Seiten geprägt, bevor die Atemzüge etwas regelmäßiger wurden und sich beide Teams mit mehreren Torchancen auf Augenhöhe begegneten. Jedoch fiel das 1:0 für die Gastgeberinnen relativ früh in der 17. Minute, als die grandiose Ewa Pajor aus der Ferndistanz einfach mal mittig auf das Gehäuse zielte und alle, auch unsere Torwartfrau Fischi, dem Ball beim Fliegen regungslos zuschauten. Trotzdem setzten die Potsdamerinnen unermüdlich und engagiert das Fußballspielen fort. Die erste Halbzeit war trotz des Rückstands sehenswert und spannend.

Rückkehrerin Isy Kerschowski in Aktion Foto: sas

Die Turbinefans selbst übernahmen die lautstarke Führung im grün-weißen Stadion und trommelten, ratschten und sangen, was das Zeug hielt. Das war auch gut in der TV-Übertragung zu hören.

Unter Fanbeobachtung Foto: sule

Optimistisch ging es in die zweite Halbzeit. Ein 1:1 wäre ein verdienter Lohn gewesen. Doch Ewa Pajor war nicht zu bremsen und hielt ihr Köpfchen in der 56. Minute an der richtigen Stelle hin, um die Wölfinnen aufjaulen zu lassen. Nach diesem 2:0 ging dann plötzlich gar nichts mehr. Wie in Schockstarre agierten die Turbinen nur noch verhalten, Fehlpässe häuften sich und tolle Kombinationen nach vorn oder gar Schüsse aufs Tor wurden Mangelware. Hinzu kam ein ungeheures Glück, dass die eine oder andere hundertprozentige Torchance für Wolfsburg in den Fischis Fingern hängenblieb oder nur den Pfosten traf. Irgendwann begannen die Turbinefans immer mal wieder zu singen: „1-2-3 – und wieder mal vorbei“, um die vertanen Wolfsburger Torchancen zu vertonen.

Cerci greift an Foto: sas

Ab der 80. Minute erschien das Potsdamer Team stehend k.o., was mit Sorge beobachtet wurde. Ein ungewohntes Bild,  über dessen Ursachen hier nicht gemutmaßt wird.

Drei Minuten vor Schluss netzte Pia Wolter zum 3:0 ein. Ein undankbares Ergebnis, gerade in Betrachtung der gelungenen ersten Halbzeit. Aber was soll’s.

Nachspiel

Die Turbinen bedankten sich am Ende bei ihren Fans für den lautstarken Support. Und Svenja Huth bekam eine tönerne Erinnerung geschenkt, als die Turbinefans die Potsdamer Kreation nochmal aufleben ließen: „Sch-sch-sch … Huth! Huth!“ und dabei lokomotivartige Gesten zeigten.

Svenja Huth freut sich über den Potsdamer Lokomotivengesang Foto: sas
Betretenes Dankeschön – nur eine lacht Foto: sas

Kurzweilig war die Rückreise mit dem Fanbus, gut die Stimmung an Bord. Und über das Busmikrofon wurde verkündet, das Turbine zu Weihnachten 21 Punkte erzielt haben wird.

Ausblick

Nun steht als nächstes der Empfang von Jena im Karli an. Anstoß am 3. September um 19.15 Uhr, ein Flutlichtspiel. Mit Tippspiel, Halbzeitspiel und Impf-Freikarte. Die Auswahl ist groß. Der Fanshop nimmt die hellblaue Trikotbestellungen für die neue Saison entgegen und verkauft den 50-er Jubiläums-Fanschal. Es lohnt sich also, sich auf die Socken zu machen und das Spiel live im Karli mitzuverfolgen.

Text: Susanne Lepke

Fotos: Saskia Nafe (sas), Susanne Lepke (sule)

31.08.2021

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