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Turbine1_Kreis

Der Frust war sehr groß bei allen Augenzeugen der Auswärtspleite vom 19. Spieltag. Dass es schwer werden würde, war jedem halbwegs mit Durchblick gesegneten Turbine-Sympathiesanten von vorn herein klar, aber dass eine auf der ganzen Linie katastrophale Leistung, wo fast alle Tugenden (sowohl kämpferisch als auch spielerisch) vermisst wurden und fast zum Verlust des CL-Platzes führten, bei der gegenwärtigen Tabellenkonstellation angeboten wurde, ist mir unverständlich. Die Diskussionen über das Gesehene begannen unmittelbar nach Spielschluß im Stadion und hörten erst nach der Ankunft am Zoo auf.

Ich habe auch nicht die absolute Patentlösung, was aber auch nicht meine Aufgabe ist. Meine Ratlosigkeit zeigt sich bereits in der Überschrift. Jeder hat seine Ansicht und glaubt, dass er damit richtig liegt. Es war aber noch nie der Fall, dass Fans bei großen Vereinen (egal ob Männer oder Frauen) das Kommando übernommen haben. Das Sagen hat im sportlichen Bereich immer noch der Cheftrainer mit seinem mehr oder weniger umfangreichen Funktionsteam. Ausnahmen bilden ein Verein in England und Fortuna Köln, wo über das Internet Einfluß u. a. auf die Mannschaftsaufstellungen und Spielertransfers genommen werden kann.

Wenn man sieht, welche Leistung uns in Essen angeboten wurde, dann relativieren sich die beiden lockeren 6:0- und 6:1- Siege im Karli über Jena sowie Duisburg und zeigen, wie schwach die zwei Gegner an diesem Tag waren. Denn Turbine hat dort auch nicht besser gespielt als beim Verlust der drei Punkte vier Tage später im Ruhrpott. Um eine hundertprozentig perfekte Analyse geben zu können, muß man viel näher an der Mannschaft dran sein, als man das als Fan machen kann und darf. Da reichen meiner Meinung auch ständige Trainingsbesuche nicht aus, um sich ein fundiertes Fachurteil bilden zu können. Vielleicht bringen die vielen bestätigten und noch nicht amtlichen Wechsel Unruhe in das Team. Denn gerade ein Großteil der zu dieser Kategorie zählenden Spielerinnen, rufen derzeit nicht nicht ihr volles Leistungsvermögen ab. Jeder, der bei den letzten Partien zu Hause und auch auswärts dabei war, weiß, wen ich meine. Es ist schade, dass auf diese Art und Weise die CL-Chancen leichtfertig versaubeutelt werden können.

Wer ein Groundhopper ist, der hatte in Essen seine helle Freude, denn die Begegnung wurde im neuen Stadion Essen ausgetragen, das Ersatz für das alte Georg-Melches-Stadion ist. Beide Spielstätten liegen unmittelbar nebeneinander in der legendären Hafenstraße, wo Rot-Weiß Essen in der Bundesliga spielte. Mir hatte als Kind mal Jemand ein Mannschaftsfoto vom Ende der sechsziger Jahre geschenkt, so dass mein erster Sympathie-Klub im Westen RWE war. Und noch eine kurze Erklärung zu den Groundhoppern. Das sind Leute oder auch „Verrückte“, die Stadien sammeln. D. h., sie wollen möglichst in vielen Stadien gewesen sein (mindestens 1x), dabei spielen Art des Spiels oder auch die Mannschaften keine Rolle. Die stellen sich dann Wochenendtouren mit bis zu acht Spielen in „neuen“ Stadien zusammen. Als ungekrönter King gilt man, wenn man in jedem der 201 FIFA-Mitgliedsländer möglichst einmal war. In diesem Sinne hätte es für jeden anwesenden Turbine-Fan im neuen „Stadion Essen“ einen sogenannten Groundhopper-Punkt gegeben. Wer sich noch weiter informieren möchte, der kann im Internet unter SGS Essen und RWE weiter recherchieren. Nur noch so viel zum Stadion: Es wird wohl für höhere Aufgaben bei den Männern geplant worden sein, denn mit 20650 Zuschauern ist es bei aller Liebe für die Frauen überdimensioniert. Vielleicht sehen wir uns in der nächsten Saison ja wieder „Am Hallo“. Da ist es wohl klar, dass RWE der Hauptmieter sein wird. Die spielen inzwischen in der viertklassigen Regionalliga und werden bei entsprechenden Ruhrpottderbys die Hütte auch ordentlich voll bekommen. Was auffällig war, das die VIP`s und Normalsterblichen den gleichen Eingang haben und sie unterschieden sich nur in der Bezahlung (kostenlos abstauben oder alles voll bezahlen). Der Versorgungstrakt ist so riesig, dass hier locker ein DFB-Länderspiel stattfinden kann. Die 1332 Zuschauer hatten alle mühelos auf der Haupttribüne Platz, so dass hinter beiden Toren und auf der Gegenseite gähnende Leere herrschte. Ich ließ mich durch die grellen weißen, total unbesetzten Schalensitze zu der Bemerkung hinreißen, dass das anfällig für Schneeblindheit macht.

Gespielt wurde auch noch und von Turbines Seite äußert schlecht. Etwas dazu steht bereits am Anfang meines Artikels. Außerdem möchte ich noch bemerken, dass schon Chancen vorhanden waren, die aber insbesondere von Yuki und Genoveva sehr fahrlässig vergeben wurden. Folgerichtig endete Genovevas Arbeitstag schon nach 45 Minuten und auch Yuki hätte sich über eine vorzeitige Auswechslung nicht beschweren dürfen. Ebenso einen schlechten Tag hatte Antonia, die dieses Mal nicht dazu kam, ihre zweifellos vorhandene Schnelligkeit in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Darüber hinaus muß man konstatieren, wer den Ball hatte war die ärmste Sau. Jede angespielte Akteurin versuchte den Ball durch Hackentrick oder schnelles Direktspiel schnell wieder los zu werden, was logischerweise eine Unmenge Abspielfehler produzierte. Die Fehlpässe wurden weiterhin durch mangelnde Laufbereitschaft begünstigt. Eigentlich sollte man keinen hervorheben, für mich waren Alex – wenn auch viele Businsassen meinten, auf ihrer Seite fiel das Tor – und Pauline die Besten. Wenn man das von der Jüngsten und Unerfahrensten behaupten kann oder muß, sagt das viel über den Zustand von Turbine an diesem Tag aus. Einige Andere wollten noch Ulla und Tabi im grünen Bereich gesehen haben.

So läßt sich zum Schluß noch die etwas aussergewöhnlich blau gemusterte Spielkleidung der Gastgeberinnen mit schwarzen Rückennummern auf riesigen gelben Quadraten hervorheben. Ich möchte die Leistung der Essener Gastgeberinnen nicht kleireden, denn sie haben gespielt was sie können und gehören neben Bayern, Freiburg und Neuenahr zu den Wundertüten der Liga, weil sie immer wieder für kuriose Resultate (positiv oder auch negativ) sorgen.

Ebenso bemerkenswert war die Begegnung mit Alyssa`s Eltern, die ihre Tochter ewig nicht gesehen hatten und damit unserer amerikanischen Torhüterin , die den Verein leider am Saisonende verlassen wird, trotz der Niederlage sicherlich eine große Freude bereitet haben.

Ans Ende setze ich keine Durchhalteparolen, denn nach diesem Auswärtsauftritt haben die Fans keinen großen Anlaß, um optimistisch zu sein.

Weshalb es für mich doch noch einen halbwegs versöhnlichen Schlußpunkt gab, sollen die Essen-Fahrer den Zuhausgebliebenen selbst erklären.

Nach der Brentanobad-Pause sorge ich erst nach dem Leverkusen-Spiel wieder für neuen Lesestoff.

GESCHRIEBEN: 23. APRIL 2013 gegen 13:45

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