Viel Butter bei die Fische

Spielbericht zum Frauen Bundesliga-Spiel: Werder Bremen gegen den 1.FFC Turbine Potsdam am 13.03.2022

Und wieder rollte ein vollbesetzter Fanbus zum Auswärtsspiel, diesmal nach Bremen. Vor einer Woche war die „Potsdamer Reisegruppe“ im Rauschzustand aufgrund des kolossalen Erfolgs gegen die SGS Essen kurz nach Mitternacht heimgekehrt. Nun stand ein etwas kurzweiliger Sonntagsausflug in den Norden Deutschlands an.

Es war ein wundervoller Sonntagsausflug. Auch wenn der Fanbusorganisator Hartmut diesmal aus privaten Gründen aufs Mitreisen verzichten musste, war von ihm alles bestens vorausgeplant. Seine Vertreterin Bea meisterte die Aufgaben mit Bravour und unsere liebenswerten Busfahrer Peter und Detlef lenkten wie immer souverän den Bus über die Autobahn.

Die Stimmung an Bord war prächtig. Diverse Geburtstagslagen bereicherten das allgemeine Wohlgefühl – und der „Kalte Hund“ von Otto war ein Gedicht!

Kalter Hund (Foto:sule)

Auch in Bremen, das überpünktlich erreicht wurde, schien die Sonne. Und ganz viele „G“ strahlten ins Stadion, also auf den „Platz 11“ hinein. Im Stadtstaat herrschte open air immer noch ein zementiertes „2G“, sodass der Stadioneinlass nur mit Impf-/Genesenen-Nachweis, Personalausweis, ausschließlich Online-Ticket und FFP2-Maske möglich war. Im Sitzen durfte man sich unmaskiert zeigen, sobald man aber in die Senkrechte kam, war einem die Aufmerksamkeit der Ordner so etwas von gewiss. Maske auf!

auch der Co-Trainer muss sich ausweisen – Foto(bea)

Dazu ein A4-Rucksäckchen – und der Trommellärm wurde nur auf dem „Abstellgleis“ geduldet. Lärm und Fußball passten hier im hohen Norden nicht zusammen. Somit nahmen die Turbinefans an einer Eckfahne Platz und versuchten von dort aus, das einseitige Duell durch die Torgitter und Zäune hindurch, über die leichtathletischen Laufbahnen hinweg zu erspähen. Selten hatte man so schlecht ein Spiel verfolgt wie hier in Bremen. Noch dazu blies ein kühler Zugwind. Das Turbineherz wurde also auf eine harte Probe gestellt.

Es gab ein Wiedersehen mit Rieke Dieckmann, einer ehemaligen, stets lächelnden Turbi(e)ne, die als Bremer Kapitänin auflief. Und die sich beim Abklatschen nach dem Spiel sichtlich freute, die Potsdamer Fans wiederzusehen. Und es gab eine überraschende Beobachtung: Einige Turbinen liefen mit einem selbstgebastelten „Pulswärmer“ auf, der den Code „SC 29“ trug. Ein Gedenken an „Selin–A“ Cerci, die sich beim letzten Spiel einen Kreuzbandriss zugezogen hatte. Purer Mannschaftsgeist!

So: Nun hingesetzt, Maske ab, Trommel bzw. Ratsche zur Hand und – Anpfiff!

Einzug unter Bremens Sonne (Foto: sas)

Dort hinten – am Horizont – bewegte sich etwas. Turbine drehte auf und Bremen beschränkte sich aufgrund von Corona- und Verletzungssorgen aufs Verteidigen. Durch Zaun und Gitter hindurch stürmten die Potsdamerinnen munter drauf los. Dabei kam Melissa Kössler zu Fall, mitten im Strafraum, deshalb gab es einen Elfmeter. Für Potsdam keine ungewohnte Sache. Das Schießen jedenfalls. Das Treffen eher weniger. Waren doch beim letzten Spiel gegen Essen zwei Foulelfmeter nicht verwandelt worden. Diesmal probierte Agrez die Sache mit dem Strafstoß. Und ja – der saß! 9. Minute: 1:0-Führung der Gäste. Jubeln der Fans im Stehen. Ohne Maske…

Die einseitige Partie ganz hinten in der Ferne setzte sich fort. Nach einer halben Stunde zielte Mesjasz per Kopf aufs Gehäuse, die Bremer Torwartfrau verhaspelte sich beim Fangversuch und erzielte mit ihrem eigenen Knie ihr eigenes Tor.  0:2😊. Die Party ging weiter.

Torjubel zum 0:2 (Foto: sas)

Kurz darauf zielte Holmgaard ab, doch diesmal packte Bremens Torwartfrau fest zu. Doch bei Chmielinskis Schuss ins linke Eck sah sie keine Sonne mehr. 0:3😊Der neue Dirigent der Fischerchöre namens Matze erklomm fahneschwenkend das Pult und dirigierte inbrünstig den neuen Fangesang, der vom „Bumsen“ und „Krachen“ und „Tor machen“ melodiös berichtete. Das wird noch…

In der Halbzeitpause konnte man dann Currywurst mit Pommes oder Pommes mit Currywurst snacken. Hauptsache: Maske auf!

Fröhlich ging es dann in die zweite Halbzeit. Fröhlich misslang Kössler der Alleingang vors Tor, der Ball kullerte 1 Meter am leeren Gehäuse vorbei. Auch Agrez‘ Volleyschuss nach einem Traumpass von Barth flatterte fröhlich über die Torlatte hinweg.  Kurz darauf zeigte jedoch Chmielinski als neuer Ehegötz-Ersatz, wo der Hammer hängt: 4:0😊 Zwei Tore hatte sie in ihrem 100. Bundesligaspiel gemacht. Das war im Nachgang ein Interview wert.

Auch Bremen gelang nach dem zweiten Drittel der Spielzeit ein Torchance-chen. Das weckte norddeutsche Emotionen! Die Bremer Fans auf der Haupttribüne fingen tatsächlich an zu klatschen! Und zum Abschluss gelang Kössler dann doch ein straffer, geradliniger, praller Torschuss – zum 5:0.

Kössler setzt sich durch (Foto: sas)

Eine Bremer Spielerin meinte nach dem Spiel zu den Turbinefans „Ihr habt echt tolle Stimmung gemacht.“ Ja, der Frauenfußball lebt! In Potsdam.

Die Lieblingsmannschaft kam nach dem Abpfiff zum Verbeugen und gemeinsamen Jubeln an den Spielfeldrand. Und Wiebke Meister bekam Geburtstagsblümchen und einen Kaffee-Gutschein mit ganz viel Zucker gereicht.

Auf der Rückfahrt geriet der Fanbus ins Schlingern, denn die Fans schunkelten nach Daggis Animateurkünsten zu den Usedomer Partyhits quer über die Sitzbänke hinweg. Die Geburtstagslagen von Helmut und Marlis taten ihr Übriges. Weit vor Mitternacht erreichte der Bus wohlbehalten wieder die brandenburgische Heimat.

Schön war er, der Sonntagsausflug. So fröhlich und sonnig und erfolgreich!

Ein Pünktchen noch bis zum CL-Platz. Die Erfolgswelle kommt in Wallung. Möge der Wind beim nächsten Heimspiel gegen den SC Sand nicht abflauen oder gar Sand ins Getriebe dringen. Möge die Fröhlichkeit anhalten!

Text: Susanne Lepke

Fotos: Saskia Nafe (sas), Beatrice Martens (bea), Susanne Lepke (sule)




Wieder mal fünf – diesmal für uns

Spielbericht zum
Bundesligaspiel 1. FFC Turbine Potsdam gegen Werder Bremen am 24.03.2019

Heimspiel im „Karli“ – und die Frauenfußball-Liebhaber_innen
strömten – trotz der „Doppelklatsche“ der vorangegangenen Woche (0:4 im
DFB-Pokal gegen den VfL Wolfsburg und 0:5 gegen FC Bayern München). Knapp 1.500
Zuschauende gesellten sich ins heimische Stadion und sollten die Sonne sehen,
auch wenn diese kurz nach dem Anpfiff hinter den Wolken verschwand. Sie sollte
trotzdem unentwegt weiter scheinen …

Vorbilder für kleine Jungs

Anstoß für Werder Bremen, das Spiel gegen den Zehntplatzierten
der Tabelle begann. Doch nach genau 16 Sekunden erlangten die Torbienen erstmals
den Ball und gaben diesen danach kaum wieder her. Von Beginn an erspielten sich
die Gastgeberinnen eine Torchance nach der anderen, es mangelte nur an der
Vervollkommnung. Nach 20 Minuten stand es immer noch 0:0, das gab Hoffnung;-)

Als Tori Schwalm nach knapp einer halben Stunde im Strafraum
arg ausgebremst wurde, verweigerte die Schiedsrichterin den straffen Fingerzeig
auf den Elfmeterpunkt. (Nach dem Spiel soll sie sich für diese Fehlentscheidung
entschuldigt haben.)

Elfmeterpunkt-Behandlung

Aber Gerechtigkeit siegt! Gina Chmielinski trat als Richterin auf und wendete das Blatt zum Guten, indem sie genau eine Minute später nach einem Freistoß von Feli Rauch und der Mithilfe von Amanda Ilestedt zum 1:0 einnetzte. Endlich konnten die Fans mal wieder an einer Torjubelszene teilhaben. Das tat der leidgeprüften Fanseele gut!

Toschützinnen unter sich

Und es ging munter weiter. Bremen hielt mit und hatte in den
folgenden Minuten den Ausgleichs-treffer auf dem Fuß, jedoch zeigte sich die
wiederholt im Tor stehende Vanessa Fischer hellwach. Und dann trat Feli Rauch
den nächsten Freistoß und fand in Jojo Elsig eine dankbare Abnehmerin: 2:0!
Schon wieder ein Torjubel und schon wieder durfte die Blockfahne im Block C
ausgerollt werden.

Torjubel

Mit diesem Halbzeitstand ging es in die Pause. Und um die
gute-Laune-Stimmung noch weiter zu heben, fand zum zweiten Mal ein kleiner
Wettbewerb für die Fans statt. Wer schaffte es wohl diesmal, an der am Anstoßpunkt
platzierten Allianz-Fahne anzudoggen? Fan
Frank (FF – wie Frauenfußball;-) oder
Fangirl Dagi? Das weibliche Wesen zog trotz des Frauenfußball-Events den Kürzeren,
aber bei diesem kleinen Ball-Wettbewerb gibt es nur Sieger_innen. Als Preise
gab es ein Trikot bzw. handsignierte Fußballschuhe – und alles strahlte.

Glückseligkeit nach dem all-Wettbewerb

Quietschvergnügt ging es in die zweite Halbzeit. Freistoß
reihte sich an Freistoß, Eckball an Eckball und Torchance an Torchance (u.a. durch
Huth und Schmidt). Aber dann kam Tori Schwalm angeflitzt, die einen hübschen
Pass von Svenja Huth zum 3:0 verwandelte. Also wieder gejubelt, wieder die
Blockfahne entfaltet und wieder Olé-olé gesungen. Wobei an dieser Stelle auch erwähnt
werden sollte, dass die ungefähr 10-Mann/Frau-starke Bremer Fantruppe Spaß
hatte und ihre „Wiesenhof-Garde“ unentwegt und humorvoll anfeuerte.

Bremer Humortruppe

In der 70. Minute kam es zu einer Spielunterbrechung, da die
Bremerin Sofia Nati behandelt und am Ende ausgewechselt werden musste. Im
Nachhinein stellte sich heraus, dass sie sich einen Kreuzbandriss zugezogen hatte.
Wir wünschen ihr an dieser Stelle einen optimalen Genesungserfolg und viel
Geduld und Zuversicht, was die langwierige Heilung betrifft.

Anschließend folgte die Wiederholung des „Dreizunulls“, aber
nicht auf der Leinwand, sondern live im Karli, indem diesmal Anna Gasper im
Strafraum ein Zuckerpässchen auf Tori Schwalm spielte und letztere wiederholt
aus der Kurzdistanz einschob. 4:0  –
Jubel, Blockfahne, olé-olé.

I mog di

Kurz danach kam es dann zu einer Dreierauswechslung bei
Potsdam: Chmielinsky, Cahynova und Ilestedt räumten den Rasen, Dieckmann, Prasnikar
und Kiwic durften nun mitspielen.  Alles war
in trockenen Tüchern, nur Feli Rauch hatte noch nicht genug. In der 87. Minute
zirkelte sie einen Freistoß genial ins linke obere Eck, ein begeisterndes Tor!

Gewitztes Lächeln in der 87. Minute

Also wieder Torjubel und Blockfahne entrollt und olé-olé-Gesänge.

Ein neuer Stil entpuppte sich in Potsdam: Fünfe müssen es
sein – entweder gegen uns oder für uns…

Als beste Spielerin wurde nach dem Schlusspfiff Tori Schwalm
gekürt – verdient. Ihr kurzes Interview ins Stadionmikrofon verlautete, dass
dieser Sieg dem Selbstvertrauen diene und sehr wichtig für die Mannschaft sei. „Auch
für uns!“, meinten die leidgeprüften Fans daraufhin spontan.

Ehre, wem Ehre gebührt!

Es war schön, sich mal wieder richtigen Fußball angucken zu
dürfen. Natürlich spielt es sich gegen einen Zehntplatzierten einfacher als
gegen die uneinholbaren Tabellenführenden Bayern und Wolfsburg. Aber auch gegen
schwächere hat sich Potsdam in der Vergangenheit immer wieder mal schwer getan.

Der Auftritt an diesem Spielsonntag war jedoch souverän und
beruhigte die kritisch-aufgebrachte Fanseele. Schauen wir weiter, was die nächsten
Spiele bringen. Erst in einem Monat wird wieder wegen der
Länderspiel-Abstellungsphase im „Karli“ Fußball gespielt.

Steht auf, wenn ihr Turbinen seid!

Aber wenn es am 14. April ins weit entfernte Freiburg geht,
werden auch dorthin wieder einige treue „Turbine-Groupies“ reisen und mit aller
Leidenschaft (Betonung auf „schaft“ und nicht „Leiden“) das Spiel verfolgen.

Auf Händen getragen (Siems scheint genesen zu sein)

Text: Susanne Lepke

Fotos: Saskia Nafe




Herbstdepression – Turbine Potsdam gegen Werder Bremen am 02.10.2017

Spielbericht zum ABL-Spiel: Turbine Potsdam gegen Werder Bremen am 02.10.2017 im Karli – von Susanne Lepke

Ein Satz mit x? Das war wohl nix.

Dieser Spielbericht wird ein ganz kurzer, denn der Frust über das am Montagabend unter Flutlicht Erlebte ist noch groß. Da hilft auch kein Eine-Nacht-darüber-Geschlafe.

Eine Spielverlegung vom regulären Sonntagsnachmittag auf Montagabend war angesagt, dank einer medialen Veröffentlichung im Fernsehen. Die UNESCO-gerechten, absenkbaren Flutlichtmasten waren in den Babelsberger Himmel gerichtet. Nach Zeugenaussagen bereits seit dem Frühjahr 2017… Und der stimmungsdeprimierende Tagesdauerregen hörte pünktlich zu Spielbeginn auf.

Nach einem überraschenden Stimmungshoch, als bereits in der 2. Spielminute das 1:0 für Potsdam fiel und ein Teil der Fans sofort von einem 7:0 zu träumen begannen, setzte alsbald ein herbstdepressives Gekicke ein.

Werder stand geblockt im Strafraum und verteidigte, Potsdam rannte aussichtslos dagegen an. Erfolg hatten die „Damen vom Wiesenhof“, als ein abgefälschter Pfostenknaller von der Ex-Turbine Marie-Louise Eta in der 56. Minute zum Ausgleich führte.

Insgesamt ein trostloses Gekicke. Erst am „Abend wurden die Faulen fleißig“, als Potsdam in den letzten Minuten incl. Nachspielzeit noch einmal alles nach vorn warf, Biss zeigte und auf das Siegtor drängte. Vergeblich.

Erinnerung an das stark verfrühte DFB-Pokal-Aus gegen Werder Bremen ein Jahr zuvor kamen hoch. Neuer Angstgegner?

Was soll’s.

Eine depressiv machenden Fußballerlebnis – aus Potsdamer Sicht.
Und für das Fernsehzuschauervolk vermutlich keine Werbeveranstaltung für den Frauenfußball.

Werder Bremen feierte das Auswärtspünktchen wie einen Sieg.
Potsdams Pünktchen fühlte sich wie eine Niederlage an.

Ende




100. Fanbusfahrt in einer Sackgasse ausgebremst

Spielbericht zum DFB-Pokalspiel nach Bremen am 8. Oktober 2016

 

Aus dem ACHTen Oktober sollte ein ACHTungszeichen werden.

Für den Zweitligisten Werder Bremen.

Ein Tag zum Hinunterrutschen von der gegenwärtigen Erfolgswelle.

Bremen als Spielort stellte eine relativ kurze Distanz für den Fanbus dar, demzufolge war dieser bis auf den letzten Platz ausgebucht.

Noch dazu stand eine Jubiläumsfahrt an: Zum 100. Mal rollte ein Potsdamer Fanbus zu einem Auswärtsspiel – einmalig in der Fanlandschaft der Frauen-Bundesliga. Eine güldene und ährenumkränzte „100“ prangte gut sichtbar an der Frontscheibe des Fanbusses, blau-weiße Wimpelketten peppten das Businnere auf. Ohne den Fanbuskoordinatoren Hartmut Feike, der sich seit 2007 kontinuierlich um das Zustandekommen der Fanbusfahrten kümmert, wäre dieses Jubiläum nicht möglich. Deshalb wurde ihm zur 100. Fanbusfahrt eine Ehrenmedaille des Fanclubs, begleitet von 100min langem Applaus feierlich verliehen.

Auch die Busfahrer und mitreisenden Fans wurden mit einem kleiner Aufmerksamkeit bedacht, denn säßen diese nicht auf ihren Plätzen, wäre die Mission „Da, wo ihr spielt, sind wir“ ebenfalls nicht möglich.

Nach einer 5-Stunden-Fahrt, vorbei an einer niedersächsischen Schafherde, die leider am rechten Straßenrand weidete („Schafe von rechts, Schlecht’s brächt’s“) wurde nach dem Verlassen des Busses zuerst ein ausgiebiges Fotoshooting veranstaltet – mit kreativ gemaltem Dankes-Banner, das ein Treuer Fan in stundenlanger Nachtarbeit fabriziert hatte.

Anschließend stand ein ausgiebiger Spaziergang zum sogenannten „Platz 12“, ein Fußballplatz mit Dorfcharakter inmitten einer weiträumigen Sportanlage rund um Weser-Stadion an. Der Weg führt vorbei an „Platz 11“, der uns vor einem halben Jahr (im Mai 2016) einen ehrenhaften Bundesliga-Sieg zum Saisonende beschert hatte. Hier nahm auch Bernd Schröder endgültig Abschied von seinem Traineramt.

Aber dieser erfolgsversprechende Rasen war aufgrund einer Karnickelplage nicht bespielbar.

Auf dem veränderten Spielplatz entpuppten sich die Absteiger der vergangenen Saison nun als „Plage“. Sie eröffneten sehr erfrischend das Spiel, störten den Spielaufbau früh und gingen motiviert in die Zweikämpfe. Die Turbinen brauchten einige Zeit, um überhaupt ins Spiel zu kommen. Nach 20 Minuten geschah dann das unfassbare Desaster: Bremen ging nach Potsdamer Torwart- und Abwehrproblemen in Führung. Doch das tat der gesunden Hoffnung der Fans keinen Abbruch, trotzdem mit einem Sieg nach Hause zu fahren. Schließlich blieb noch genügend Zeit.

Doch die Reaktion der Turbinen war von gefühlten 93 Fehlpässen und einem verzweifelten, teilweise ideenlosen Anrennen gegen die grüne Abwehrwand geprägt. Es mangelte nicht an Engagement und Motivation, aber das Rezept gegen vorrangig verteidigende Spielweisen fehlte. Da halfen auch die 15 Eckbälle nicht, die Potsdam ausführen durfte – im Gegensatz zu ganz 4 für Werder, die noch dazu in der 1. Halbzeit vollzogen wurden.

Die zweite Halbzeit fand ausschließlich auf halbiertem Spielfeld statt. Werder verließ den eigenen Strafraum nicht mehr, verteidigte geschlossen und verfügte außerdem über eine großgewachsene und sichere Torhüterin. Die Kondition und Kraft zum Kontern ließ merklich nach. Potsdam probierte und studierte – und resignierte. Trotz höherer Spielanteile und Ballbesitzquote.

Auch der persönlich engagierte Fanclub des Cheftrainers konnte hierbei nicht mehr helfen. 17 Lehrer_innen des Potsdamer Humboldt-Gymnasiums, die sich unweit von Bremen auf Kollegiumsfahrt befanden, konnten an dem Fakt, dass das Runde nicht ins Eckige wollte, nichts ändern.

Und dann, kurz vor Schluss, fiel doch noch der Ausgleich! Johanna Elsig erlöste alle Potsdam-Mitfiebernden. Ein erleichterndes Gruppengestöhne setzte auf der Fantribüne ein.

Es ging in die Verlängerung… Ohne Spielentscheidung… Am Ende sollte ein Elfmeterschießen über den Einzug ins Achtelfinale entscheiden. Da der zugewiesene Spielacker über kein Flutlicht verfügte, aber die Dämmerung drohte, wurde scherzhaft gemunkelt, ob man nun in das benachbarte Weser-Stadion umziehen würde.

Die Zitterpartie ging weiter:

  • Svenja Huth eröffnet – und verschießt. Werder aber auch.
  • Tabbi Kemme trifft geradeso – Werder reagiert mit einem Fehlschuss!
  • Jojo Elsig als Dritte im Elfer-Bunde – verschießt. Werder nutzt die Chance und gleicht aus.
  • Bianca Schmidt verwandelt mit einem souverän geschossenen Elfmeter. Werder hält mit.
  • Elisa Kellond-Knight trickst die Torhüterin galant aus. Aber auch Werder trifft im Anschluss.
  • Inka Wesely wiederholt den KK-Trick erfolgreich. Und Werder glückt auch der nächste Schuss.
  • Sarah Zadrazil schießt – und verwandelt nicht. Werder antwortet gegenteilig und katapultiert sich damit überraschend in die nächste DFB-Pokalrunde.

„Der Pokal kennt seine eigenen Gesetze.“ 5€ ins Phrasenschwein.

„Nun können wir uns gut auf die Meisterschaft konzentrieren.“ Nochmal 5€.

Nach vier siegreichen Spielen setzt nun die Erdung ein. Es gab mannschaftlich geschlossene Tränen zu beobachten.

Auch beim kommenden BL-Heimspiel gegen Essen (15.Oktober) wird man genötigt, sich an dieses Spiel zu erinnern, wenn Conny Pohlers im „Karli“ in den Lostopf für die nächste DFB-Pokalrunde greift.

Wünschen wir den Mädels beim nächsten Spiel eine gute Verdauung und viel Erfolg!




Torreicher Abschied von Bernd Schröder

Spielbericht zum BL-Spiel Werder Bremen – Turbine Potsdam am Pfingstmontag, 16. Mai 2016 -von Susi-

 

Pfingstmontagsausflug in den Norden Deutschlands – annehmbare fünf Stunden Busfahrt bis nach Bremen. Leider wird es diese Kurzreise in der nächsten Saison nicht mehr geben, da Bremen bereits vor Spielbeginn als Absteiger feststand.

Eine Busfahrt, die kaum Sitzfleisch erforderte. Und wer doch keines hatte, schloss sich der vielfachen Polonaise durch den Mittelgang des Busses an.

Pauls ReitsangebotFür minderjährige Mitreisende gab es auch ein Kinderbetreuungsangebot an Bord, in Form von Reitkursen auf dem Rücken eines unermüdlichen Fans und zukünftiger FSJ-ler. Die Nachwuchs-Torhüterin der F-Jugend von Turbine Potsdam namens Celine fühlte sich somit im Fanbus pudelwohl.

Ebenso auch die beiden engagierten und ehrenamtlich arbeitenden Radiorepradiofforter_innen von „Radio FF – Frauenfußball zum Hören“ beim Sender ALEX Radio, die die letzte Auswärtsfahrt begleiteten und nun Unmengen an Audiomaterial zur Verfügung haben, sodass dieses vermutlich für alle Radiosendungen bis zum Ende des Jahres ausreichen wird. Alle 14 Tage berichten diese immer dienstags von 18-19 Uhr rund um den regionalen Frauenfußball aus Berlin und Brandenburg. Wer diese Sendung verpasst, dem steht ein Podcast zur Verfügung.

Weser-Stadion

Weser-Stadion

Eintrittspreise

Eintrittspreise

In Bremen erwartete die Potsdamer Fangemeinde ein familiäres, kuscheliges Fußballstadion mit einer rasant ansagenden Stadionsprecherin. Zu aller Fanfreude gab es überraschend Freikarten für das Spiel, was eine Ersparnis von 10€ für Vollzahler bedeutete. Danke, Werder!

643 Zuschauer waren vor Ort, darunter „10.000 Turbinefans – schalalala“. Die durchschnittliche Zuschauerzahl im heimischen „Karli“ lag in dieser Saison bei ca. 1.800 Zuschauern.

Das allerallerallerletzte Spiel der 45-jährigen Ära von Bernd Schröder stand an. Viele Fans nutzten das, um z.B. ihr Bernd-Schröder-T-Shirt noch schnell signieren zu lassen oder in den persönlichen Dialog mit Schröder zu treten. Auch wurde erneut das Schröder-Banner zu Spielbeginn entrollt. Vielleicht wird der Ex-Trainer in der kommenden Saison in dieser stofflichen Form im Stadion präsent sein, auch wenn er persönlich erstmal nicht vorbeischauen möchte.

Das Spiel selbst war insbesondere in der 1. Halbzeit ansehnlich. Bereits in der 6. Spielminute nutzte Tabea Kemme eine wunderbare Vorlage von Feli Rauch, um den Ball im gegnerischen Tor zu versenken. Ein schnelles 1:0, das die Fans und insbesondere den anwesenden „Mädchenchor“ ihres ursprünglichen Fußballvereins begeisterte. Letzterem winkte Tabbi auch spontan zu, was von mindestens einem Kemme-Fan zuerst missdeutet wurde;-)

Mädchenchor

Mädchenchor des Ex-Klubs von Tabbi

Tabbis Ex-Klub

Gruppenfoto mit Tabbi und deren Fußballherkunft

Danach plätscherte das Spiel so vor sich hin und ein Lattenknaller der Werderanerinnen in der 32.Minute rüttelte die Torbienen wieder wach. Besonders munter zeigte sich Laura Lindner, die einen Assist von Huth verwendete, um den „Spielspand“ auf 2:0 zu erhöhen. Wie die Anwesenheit der eigenen Familie und des Ex-Klubs eine Spielerin beflügeln kann, wurde deutlich, als Tabea Kemme mit einem Traumtor (erübrigt sich in der kommenden DFB-Umfrage von selbst, muss gar nicht diskutierend abgestimmt werden;-) zum 3:0 erhöhte – ihr drittes Saisontor.

Den Schlusspunkt der Saison setzte dann die Kapitänin persönlich in der 43.Minute mit ihrem Treffer zum 4:0 und gleichzeitigem Halbzeitstand. Zur 2.Halbzeit müssen hier eigentlich keine Worte verloren werde, der Torhunger der Torbienen war gesättigt, viel passierte nicht mehr. Die Werderanerinnen sorgten in der Nachspielzeit für einen Ehrentreffer, ebenfalls ein guter Schlusspunkt für deren Saison in der 1.Bundesliga.

Das von Spiel zu Spiel stets neu aktualisierte Saisonziel für Turbine Potsdam, jetzt mal die Vermeidung der DFB-Pokal-Vorrunde durch das Erringen des 7.Tabellenplatzes, wurde erreicht. Die „Sieben“ – eine mystische Zahl – und ein unstrapaziöser Ausgangspunkt für die Trainerwende…

Nach dem Schlusspfiff wurde massiv abgeklatscht. Nicht nur die Torbienen streckten den Fans ihre Hände entgegen, auch die Bremer Spielerinnen suchten den Handkontakt zu den Turbinefans – eine nette und eher ungewöhnliche Geste. Auch der Cheftrainer Bernd Schröder gesellte sich am Spielfeldrand hinzu und ließ es sich nicht nehmen, sich mit dem einen oder anderen persönlichen Wort bei den Potsdamer Fans zu bedanken und zu verabschieden.

Jones und Kulig am SpielfeldrandAuch Steffi Jones schaute in Bremen vorbei – als Privatperson, nicht als DFB-Botschafterin.

Illaria Mauro nahm am Rande des Rasens nicht nur ihr vorzeitiges Geburtstagsgeschenk von den Fans entgegen, sondern flüsterte etwas eine Stunde nach dem Abpfiff ein „Ciao“ in die digitale Fußballwelt, da sie ihren Vertrag mit Turbine Potsdam im beiderseitigen Einvernehmen ein Jahr vorzeitig auflöste. Wir wünschen ihr natürlich alles Gute im weiteren (Fußball-)Leben.

Die Rückfahrt im Fanbus gestaltete sich genauso kurzweilig wie die Hinfahrt. Daran erfreuten sich auch die langjährigen Turbinefans Yvonne und Kerstin, die beiden neuen Mitreisenden, deren „Niemals, niemals, niemals war das Abseits!“ – Gesang im Stadion unbedingt in der neuen Saison von den restlichen Fans stimmgewaltig übernommen werden sollte.
Ein weiterer Turbinefan namens Gordon inspirierte auf eine andere Art und Weise, indem er zu einer Geldsammelaktion für die freundlichen und unermüdlichen Busfahrer aufrief und am Ende mit einer überraschend hohen Summe ein Dankesgeschenk der Fans an diese überreichen konnte. An dieser Stelle natürlich auch ein nachträglicher Applaus für Hartmut Feike, unserem getreuen Fanbus-Koordinator.

Nun hält die turbinefreie Zeit Einzug. Entzugserscheinungen können mit dem Schauen der Männer-Fußball-EM oder Olympiagegucke im Frauenfußball gestillt werden. Wer sich damit nicht zufriedengeben möchte, dem sei das Lesen des „Welt“-Interviews mit Bernd Schröder empfohlen.
Bleibt allesamt gesund, genießt den Sommer – auf ein Wiedersehen zu den Testspielen im August.

Text: Susanne Lepke

Fotos: Susanne Lepke, Steffen Lepke, Thomas Mühlenberg