Wir haben SECHS – und die haben nüscht

Spielbericht zum DFB-Pokalspiel (2. Hauptrunde) FSV Gütersloh gegen Turbine Potsdam am 08.10.2017 – von Susanne Lepke
Gütersloh ist im Vergleich zu den meisten Auswärtsfahrten einen Katzensprung entfernt. So startete der Fanbus weit nach Sonnenaufgang um 8.00 Uhr in Potsdam.
Gütersloh ist der Ort, an dem die Mannschaft und die Fans vor fünf Jahren euphorisch die letzte gelungene CL-Qualifikation feiern durften. In der Saison 2012/13 belegte man letztmalig den 2. Platz in der Bundesliga. Und der FSV Gütersloh stieg damals in die 2. Bundesliga ab.
Neben der ganzen Freude kam damals auch etwas Wehmut auf, denn die Tönnies-Arena in Rheda-Wiedenbrück ist ein hübsches und modernes Stadion. Und das sollte man vorerst nicht mehr wiedersehen – bis zu dem heutigen Tage der DFB-Pokal-Begegnung der 2. Hauptrunde.
Nach einer gewohnt feuchtfröhlichen Anreise mit „Unterleibskuchen“ (Pflaumenkuchen) und charmanter Busfahrer-Moderation erreichte man nach fünf Stunden das Stadion, das von seiner Größe her ideal zu den Frauenfußball-Bedürfnissen passt. Nicht zu groß, mit freier Platzwahl, nah am Spielfeldrand. Zwar wurde auf dem Spielfeld Kunstrasen ausgesät, was den „Torbienen“ anfangs etwas Probleme bereitete, aber der Rest stimmte einfach:
Ins Schwärmen geriet man, wenn man dort die Toiletten aufsuchte, denn die gab es zahlreich und in einem angenehm sauberen Zustand.
Ins Schwärmen geriet man auch, wenn man auf dem Weg zum Sitzplatz durch die Katakomben lief, vorbei an einem langen Buffet zum Verzehr von selbstgebackenen Kuchen, geschmierten Brötchen und passendem Kaffee. Hier verbreitete sich anheimelnde, familiäre Herzensatmosphäre.


Ins Schwärmen geriet man aber spätestens dann, als man der Stadionsprecherin lauschte, die die Potsdamer Gäste nicht nur sehr freundlich begrüßte, sondern sich mitfreute, als die Potsdamer Fans die Spielerinnen-Aufstellung mitbrüllten. Nach jedem Spielerin-Namen schob die besagte Stadionsprecherin einen Kommentar durch ihr Stadion-Mikrofon wie „Wunderbar!“, „Das klang gut!“ usw. ein.
Die Tönnies -Arena steigt somit in die Top 3 der beliebtesten Ausflugsziele auf.
Das moderne Stadion ist umgeben von der Tönnies-Fleisch-und-Wurst-Fabrik und dem dazugehörigen LKW-Meer, das mit laufenden Kühlaggregaten auf die Beladung wartete. Leider hat der Werksverkauf sonntags geschlossen, aber vom Geschmack der angebotenen Grillbratwurst wurde nur Gutes berichtet. Vom Dach der Fleischfabrik grüßte ein fröhlich-schmunzelndes Kuh-Ziegen-Schwein-Ensemble (siehe Foto), das sich minütlich um sich selbst drehte – bevor es später durch den Fleischwolf gedreht werden würde…
Durch den Tönnies-Fleischwolf ließen sich unsere Torbienen nicht drehen. Der herbstdepressiv machende Bremer „Wiesenhof“ eine Woche zuvor mit dem kläglichen 1:1 war spätestens nach den ersten 20 Minuten vergessen, als die Potsdamer Mädels ein Kunstrasen-Rezept gegen den aktuellen Tabellen-Spitzenreiter der 2. Bundesliga gefunden hatten.
Es regnete Tore, drei in der ersten und drei in der zweiten Halbzeit – erzielt von sechs verschiedenen Torschützinnen: Kiwic, Gasper, Kemme, Schmidt, Aigbogun, Ehegötz. Und es hätte sogar noch kräftiger „regnen“ können, denn manche Torchance wurde vergeben – oder von den beiden imposanten „Abseitsrichterinnen“ (gewöhnlich auch Linienrichterinnen genannt) gar nicht erst zugelassen. Zu oft und zunehmend weniger nachvollziehbar wurde das gelbe Fähnchen im Gütersloher Wind hin- und hergewedelt. Das führte unter den Fans anfangs zu Protest, später zu kopfschüttelndem Gelächter. Irgendwann endete der humorvolle Sarkasmus in einem Fangesang: „Wir – wolln – die Faaaahne sehn, wir wolln die Fahne sehn, wir wolln, wir wolln die Fahne sehn.“


Sei es drum, mit einem 6:0 kann man diesen Fakt gelassen sehen. „Wir haben SECHS – ihr habt nüscht“, lautete das Fazit der Potsdamer Fans in Richtung der Fangemeinde von Gütersloh.
Nun kann man mit Blick auf den nächsten Sonntagsausflug in die heißgeliebte Autostadt hoffen, dass das getankte Selbstvertrauen über die Banden des AOK-Stadions hinwegquillt.
Eine nettes Bonu-Erlebnis gab es auf der Rückreise, als man an der Raststätte Marienborn nochmals auf den Mannschaftsbus traf. Spontan wurde am Eingang der Raststätte ein Kinderlied reaktiviert: Mit der Melodie von „Ziehen durch – durch die goldne Brücke“ krauchten die Torbienen durch den Armbogenreigen der Fans. Frauenfußball-Atmosphäre halt.
Am Ende gilt dem Fanbuskoordinatoren Hartmut Feike gute Besserung, der die sechs Tore von Gütersloh nicht miterleben durfte und ehrwürdig von einem passabel arbeitenden Steward vertreten wurde.
Wir sehen uns in Wolfsburg – zahlreich und lautstark – und optimistisch gestimmt!
Text: Susanne Lepke
Fotos: Susanne Lepke


Torwartfrau aus Gütersloh

Im Dialog


Entspannung nach der Auswechslung

Trainer und…

Robbenstellung

Steht auf, wenn du am Boden bist

Sonneneinstrahlung

Auswechselspielerinnen in Torposition

Vereintes Trainergespann

Ballmädchen vor genialem Hintergrund

Inga Schuldt vor Apfelpanorama

Einlauf der Mannschaften

Die Blockfahne wird zusammengepackt

Erschöpfung am Ende

Mannschaftsbus vor Fleichfabrik

Nach dem Schlusspfiff

Spiel läuft



Tribünenblick

Fangerassel

Spiel läuft

Handshake

Was ist los?

Mannschaftsaufstellung

Auswechselbank

Einlaufkinder

Distanzierter Beobachter

Stadiondekor

Motivationskreis in Blau

Fotograf on tour

Kurz vor dem Anpfiff

Gleich geht’s los

Jojo mit Familienbesuch

Durchs Tornetz geblickt

Auswechselbank 2

Edelfans

Es ist Zeit.

Potsdamer Fans on tour

Stillleben am Kaffeeklatschtisch

Fanutensil

Getrommel und Getröte


Warmup

Stadionblick

Die Blockfahne ist gespannt

Auswechselbank 1




natürlich rollt der Fanbus auch in der neuen Saison 2017/18 zu fast jedem Auswärtsspiel unserer „Torbienen“. Das erste Ziel heißt am 9.September 2017 Duisburg.




folgende Informationen zur geplanten Fanbusfahrt nach Jena:

So konnten 8 treue Fans im „kleinen Schwarzen“ (dem Mannschaftsbus der U15) nach Sand reisen. Dank des übergroßen Vereinslogo auf der Karosserie eine Frauenfußballwerbung quer durchs deutsche Land. Am Steuer saß ein souveräner Fahrer namens Peter T., der die ganze Leihauto-Sache eingefädelt hatte. Da 1.500 km an einem Tag zu sportlich sind, startete die Unternehmung bereits am Sonnabend zur Mittagszeit und schloss eine Übernachtung ein.
Ein Dorf unweit von Sand, das bekannt ist durch seine überdimensionierte Kirche mitsamt viertelstündlichem Glockengeläut in unterschiedlichen Klangvariationen. Deshalb lag auf dem Hotelbett auch ein Gratis-Päckchen „Ohropax“ – kein Witz.
Sarahs Großfamilie Zadrazil mit Eltern, Großeltern und Großtante, die 500 km Fahrweg auf sich genommen hatten, sowie Lia Wältis Eltern gehörten zum Zuschauerkreis und erhöhten die Anzahl der Potsdamer Fangemeinde auf faszinierende 38 Menschen.
Die erste Halbzeit war auch von Tragik geprägt: Inka Wesely verletzte sich nach wenigen Minuten am Knie, Eseosa Aigbogun fand im Sandner Rasen keinen Freund und musste ebenfalls verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Auch bei den Gastgebern gab es eine Spielunterbrechung mit 112-Einsatz, da die künftige Bayern-Spielerin Damnjanovic bewusstlos am Boden liegen blieb. Aber sie konnte erstaunlicher und erfreulicher Weise danach weiterspielen.
Die Fans zählten eifrig den Ecken-Countdown herunter, beginnend bei 19 – „Nur noch achtzehn“, „nur noch siebzehn“ usw. – bei „nur noch zehn“ fand das Spiel ein Ende. Aber vorher passierte noch das zweite Unglaubliche an diesem Wochenende: Ulla Draws, für Inka Wesely eingewechselt, erlöste als „Aushilfskraft“ die „Torbienen“ und deren Fans in der 81. Minute. Ein schöner, tabellenrettender Spitzentreffer. Verdient hatten es die Potsdamerinnen allemal, denn in der zweiten Halbzeit waren sie die klar spielbestimmende Mannschaft. Trotzdem Erlösung pur!
Abschließend versammelte man sich am Mannschaftsbus, den es demnächst nicht mehr geben wird, da ein Verkauf geplant ist. Auch das Pizza-Lieferauto war pünktlich zur Stelle.







Ebenfalls gern gesehen und an dieser Stelle schreibend begrüßt seien zum einen die drei gesichteten Hoffenheimer Fans, stark bewaffnet und gut hörbar mit XXL-Glocke und Trommel, sowie das Sympathie-Trainierteam des „doppelten Jürgens“, Jürgen Ehrmann und Jürgen Grimm, die während des Spiels auch mal in einen verschmitzten Kurzdialog mit dem Fanblock traten.
Kein überzeugendes Spiel. Wieder wehte ein laues Frühlingslüftchen anstelle eines tobenden Wirbelsturms im gegnerischen Strafraum. Hoffen wir, dass die Mannschaft nach der Spielverlegung und Länderspielpausen nun in den Rhythmus findet und wieder hartnäckig verweisend „von Spiel zu Spiel“ denkt. Und hoffen wir, dass der Haltepunkt im „Karli“ bald wieder von der „Deutschen Dampflok-AG“ bedient wird und das vertraute „Huth! Huth!“ erschallen darf. Ebenso beste Grüße an Tabi Kemme, in der Hoffnung, dass all ihre (geposteten) Reha-Maßnahmen ihre hocheffektive Wirkung zeigen.
dass der Fanclub „Turbinefans“ in der Halbzeitpause eine 500€-Spende an den Nachwuchsbereich von Turbine Potsdam übergab, den die Trainerin Bettina Stoof und zwei Turbinchen dankend in Empfang nahmen.

Weitere Fotos von hessisch-preußischen Fanfreundschaften wurden geschossen. Die Zeit der hochemotionalen Rivalität scheint vorbei bzw. in andere Richtung verlagert.


