Ernüchterung auf der Zielgeraden – Turbine Potsdam unterliegt Bayern München

Spielbericht der BL-Partie: Turbine Potsdam gegen Bayern München am 14.05.2017

Wie genüsslich waren die Auswärtssiege in Wolfsburg und München in der Hinrunde! Und wie schmerzlich sind die Auswärtssiege für Wolfsburg und München der vergangenen beiden Sonntagsspiele im Heimspielstadion!

Vor einer Woche war noch alles möglich: Meisterschaft und Championsleague-Qualifikation. Und nun die pure Ernüchterung: Alle optionalen Lorbeerkränze sind binnen kurzer Zeit vertrocknet. Da läuft man einen Marathon mit bester Zwischenzeit (Herbstmeister) und bleibt bei Kilometer 40 stehen, die Kraft reicht nicht mehr aus für den Zieleinlauf… Enttäuschend, frustrierend, traurig machend.

Das letzte Heimspiel der Saison 2016/17 endete mit einer fatalen Klatsche, einer Nullzuvier-Niederlage gegen Bayern München, vor einer Zuschauerrekord-Kulisse von 3.400 Menschen.

Das „Vorspiel“ dieser Bundesliga-Begegnung verlief emotional und dreifarbig. Die Einlaufkinder hielten blau-weiße und rot-weiße Helium-Luftballons in den Händen, um sie später in den Karli-Himmel aufsteigen zu lassen. Der Fanclub hatte eine Choreo mit diesen luftigen Ballons, mit blau-weißen Luftschlangen und einem „Herzenssache“-Banner vorbereitet – incl. Aufräumdienst.

Ein weiteres Vorspiel war eine Stadtrundfahrt im Doppelstock-Cabrio durch Potsdam, die der Fanclub vier Stunden vor Spielbeginn seinen Mitgliedern als traditionellen Ausflug am letzten Heimspieltag angeboten hatte. Leider gelang es in diesem Jahr nicht, eine Turbine-Nachwuchsmannschaft mit an Bord zu nehmen – im Gegensatz zu den letzten Jahren. Schade.

Fünf Spielerinnen wurden vom Verein und vom Fanclub mit blau-weißen Rosen, edlem Gebäck und Foto-Collagen verabschiedet: Zwei sehr treue Turbinen, Stefanie „Ulla“ Draws und Inka Wesely, hatten sich für ein Karriere-Ende im zarten Fußballalter von 27 bzw. 26 Jahren entschieden. Auch Victoria Krug, Jolanta Siwinska und Bryane Haeberlin wechseln zum Saisonende den Verein. Ein Wermutstropfen: „Ulla“ Draws versprach, in der kommenden Saison mal gemeinsam mit den Fans zu trommeln, auch Inka Wesely möchte kein Jahr dem „Karli“ fernbleiben.

Das letzte Stadionheft dieser Saison enthielt liebenswerte Details, z. B. den Abdruck von Abschiedsbriefen, die sich die Spielerinnen füreinander geschrieben hatten.

Zum Spiel selbst wird es jetzt nur wenig beschreibende Worte geben. Dieses „pitschklatschige“ Erlebnis möchte man am liebsten verdrängen. Unsere Mädels sind leider noch nicht CL-reif. Wolfsburg wie auch Bayern München präsentierten sich abgeklärter und taktisch klüger. Seit sich das Potsdamer Trainerteam kurz vor Saisonende zu einer klaren Zielformulierung hinreißen ließ, rückte genau diese in weite Ferne. Das zuvor gebetsmühlenartige Von-Spiel-zu-Spiel-Gedenke führte zu mehr Spielerfolg…

Fakt ist: Bayern kann mehr als nur ein 1:0.

Fakt ist: Turbine Potsdam steht derzeit auf Platz 3. Wenn die Enttäuschung und Tränen versiegt sind, wird man relativieren und sich des ungeahnten Saisonerfolgs bewusst werden.

Die „Torbienen“ haben uns Fans in dieser Saison viel Freude und Spielgenuss serviert. Dafür ein dickes Dankeschön!!! Respekt für das jung-dynamische Trainerteam!

Nach dem Schlusspfiff bedankten sich die Spielerinnen (ohne „Danke, Fans!“-Banner) bei den Zuschauerinnen und Zuschauern. Tabbi überreichte eine selbst initiierte Spende für die Potsdamer Initiative „Familien in Not“. Einige Spielerinnen betrieben ausgiebige Rasenpflege, die mit Frustbier begossen wurde.

Währenddessen verschwand die Sonne, Nieselregen setzte ein – und eine menschliche Warteschlange harrte geduldig am Autogrammstundenplatz aus. Ein trist wirkendes Fanfest – ohne Getränke- und Imbissangebot, ohne Musik (auch ohne „Radio Teddy“-Gedudel) – entspann sich müßig auf dem Platz hinter dem Stadion. Aber der Hüpfburg ging nicht die Luft aus – und die ausharrenden Fans wurden am Ende mit vielen Autogrammen belohnt. Na ja, früher gab’s mehr Lametta.

Wünschen wir uns allen einen seelenheilenden Saisonabschluss in Duisburg!

„Da, wo ihr spielt, sind wir!“

Text: Susanne Lepke

Fotos: Stefan Blumenthal, Beatrice Martens, Susanne Lepke (ungekennzeichnet)




Eine Adventsgeschichte

Spielbericht zum BL-Spiel: FC Bayern München gegen Turbine Potsdam am 11.12.2016

Spitzenspiel in München: Der sich rühmende Tabellenerste Bayern München (weil 1 Spiel mehr) gegen den „gefühlten Tabellenersten der Herzen“ Turbine Potsdam (weil 1 Spiel weniger). Das Nachholspiel findet am 14.12.2016 (also am Geburtstag von Tabea Kemme) im „Karli“ statt.

Die bayrischen Mädels konnten in der bisherigen Saison fast ausschließlich einen unspektakulären 1:0-Sieg bieten. Johanna Elsig erklärte daraufhin den Fans auf der Signierstunde zum neuen Turbine-Kalender mit prägnanten Worten die glasklare Taktik. Quintessenz: Wenn wir kommen, gibt es nicht mal ein 1:0.

Also, man kann am 3. Advent die dritte Kerze anzünden und Plätzchen knappern, man kann aber zwischen 3.00 und 4.00 Uhr morgens einen Fanbus besteigen. Und nach Ankunft kann man sich intensiven Leibesvisitationen bei der Sicherheitskontrolle am Stadioneingang unterziehen, um sicherzugehen, dass auch tatsächlich keine preußischen Plätzchen eingeschleust werden.

Aber zum Glück gab es vorher stundenlang aufmunternde Musik im Fanbus zu hören, z.B. „Scheißmelodien“ über eine „Frau, die immer lacht“. Am Rande wurde auch noch ein Wettbewerb ausgetragen, wessen Weihnachtsmützenzipfel am höchstens steht.

Ein Dankeschön an dieser Stelle an den Verein, der diese Fanbusfahrt gesponsert hat.

Im Stadion erfolgte dann eine nette Begrüßung der Gäste(fans) durch den Stadionsprecher, jedoch folgte dieser Nettigkeit ein ausdauernder und sich wiederholender Rückblick auf die letzte Saison. Irgendwie musste die Anspannung vor dem Spitzenspiel zerredet werden. Und die darauffolgende Ansage der Mannschaftsaufstellung erfolgte dann sehr sportlich – beidseitig. Wobei die Turbinefans auch bei diesem eiligen Tempo die Spielernamen beherrschten…

Es sollte tatsächlich kein stupides 1:0 werden.

Ein spannendes Spiel mit einer torlosen 1. Halbzeit, wobei Bayern fast 20 Minuten zur ersten wahren Torchance brauchte und Svenja Huth zwei hundertprozentige auf dem Fuß lagen. Die Torbienen zeigten sich aber bereits in der ersten Halbzeit überlegen, wirkten spritziger und etwas cleverer. Mit Zuversicht ging es in die Halbzeitpause.

Überpünktlich standen die Torbienen anschließend wieder auf dem Spielfeld, die bayerischen Mädels gesellten sich etwas später dazu – und als die Werbepause endlich beendet war, durfte die Schiedsrichterin endlich die 2. Halbzeit anpfeifen.

Vermutlich ebenfalls im Interesse des Fernsehsenders wurde für dieses Spiel die Haupttribüne bis auf einzelne Ehrenplätze leergeräumt, da die Fernsehkameras auf die Gegentribüne ausgerichtet waren. Und diese sollte voll erscheinen, tut sich doch der bayrische Frauenfußball hinsichtlich der Zuschauerzahlen schwer. Das hatte den erheiternden Effekt, dass die Mannschaften nach dem Einlaufen einer Geistertribüne entgegenwinkten (oder halt den Kameras). Mediale Verzerrung der Wirklichkeit.

Auf der Gegentribüne war eine munter drein trommelnde Bubengruppe (ohne Lederhosen) zu beobachten, und die Eltern der Einlaufkinder und … na gut, keine Untertreibung an dieser Stelle: 1.410 Zuschauer waren diesmal zugegen. Erfreulich im Gegensatz zu anderen BL-Spielen. Muss an Potsdam liegen.

Auf den abzählbaren Ehrenplätzen der Haupttribüne hatte u. a. Uli Höneß Platz genommen, der seinem Leben wahrscheinlich einen neuen Sinn geben und den Frauenfußball in Bayern fördern möchte. Ziel: 15.000 – 20.000 Zuschauer beim nächsten CL-Spiel in München im Frühling 2017. Sehr sportlich.

Ehrerbietend präsentierten vor dessen Augen nun die bayrischen Damen ihre zweite Niederlage der Saison. Die 2. Halbzeit war mit drei Toren gespickt, zwei davon Eigentore. Jojo Elsig zeigte sich hier sehr aktiv: Sie netzte zum 1:0 ein und wusste später, dass man im Leben nicht nur nehmen, sondern auch geben sollte. Aber Jojo darf dasJ Der dritte Advent wurde also von beiden Mannschaften genutzt, sich gegenseitig reich zu beschenken: Ein Eigentor zum 2:0 für die Torbienen, im Gegenzug ein Eigentor als mutmachender Anschlusstreffer für die bayrischen Damen.

Bitterer Beigeschmack war die Schiedsrichterleistung, die irgenwand in der 2. Halbzeit in dem Fangesang „Ohne Schiri habt ihr keine Chance“ mündete. Denn diese hatte irgendwie-irgendwo-irgendwann ihre Farbkarten liegengelassen. Schwere Fouls, die in drei Verletzungen auf Potsdamer Seite endeten (Schmidt, Kemme, Rauch), wurden nicht geahndet. Auch weitere Entscheidungen waren nicht nachvollziehbar und lösten zahlreichen Unmut bei den Fans aus. Und am Ende nahm der Bayern-Trainer Wörle einen Ehrenplatz auf der Geistertribüne ein. Mag das jemand verstehen, der will.

Respekt für Feli Rauch, die unter Schmerzen bis zum Schlusspfiff weiterspielte, um ein Unterzahlspiel in der fiebrigen letzten Viertelstunde zu vermeiden, denn das Auswechsel-Limit war erschöpft.

Als in der laaaangen Nachspielzeit das „Steht auf, wenn ihr Turbinen seid“ erklang, erhoben sich ca. 200 Menschen von ihren Plätzen.

„Ihr seid die geilsten – und auch die schönsten“ – liebe Torbienen! Ein atemberaubendes Spiel, ein begeisternder Kampf, ein grandioser Sieg!

Und die schöneren Toiletten gibt es auch im „Karli“ – hier in München ist etwas „Aufbau West“ nötig.

Auf in die englische Woche – mit hoffentlich gesundeten Spielerinnen, denn sonst wäre der Preis für diesen Spitzenreiter-Sieg sehr hoch gewesen.

Text: Susanne Lepke

Fotos: Beatrice Martens und Susanne Lepke