Warme Herzen und weiche Knie

Spielbericht zum
letzten Heimspiel der Allianz-Frauenbundesliga: 1. FFC Turbine Potsdam gegen
den MSV Duisburg am 5. Mai 2019

Gekommen. Gekämpft. Gewonnen. Geweint.

Die Choreo des Fanclubs fasste nicht nur die Saison
zusammen, sondern passte hervorragend zu diesem letzten Heimspiel der Saison
2018/19. Über 1.800 Zuschauende waren gekommen,
um die Torbienen (und später auch die fußballspielenden Fans) kämpfen zu sehen. Turbine hat gewonnen (und Rot auch:) und die verabschiedeten
Spielerinnen wurden gegenseitig beweint.

Choreo des Fanclubs (Foto:sas)

Puh – war das ein ereignisreicher und
emotional tiefgehender Tag! Gänsehautfeeling pur!

Aber erstmal ruhig eingeatmet und dann step by step:

Die Vorbereitungen
auf den letzten Heimspieltag

Aus der Sicht des Fanclubs galt es sehr viel vorzubereiten:

  1. Ein gemeinsamer Ausflug am letzten Heimspieltag, diesmal eine Dampferfahrt, musste organisiert werden.Danke, Bea, Danke!
  2. Danke auch an die 29 mitschippernden Fans!
  3. Die Choreo für den Fanblock D musste kreiert werden: „Gekommen. Gekämpft. Gewonnen. Geweint. Danke für euren Herzenseinsatz!“, so lautete das Motto.  Und blau-weißes Konfetti musste besorgt und später wieder mühsam zusammengefegt werden. Danke, Mini und Caro, Danke!
  4. Blau-weiße Rosensträuße mussten besorgt werden. Danke, Daggi, Danke!
  5. Gerahmte Foto-Collagen mussten in diversen Größen nächtelang aufopfernd gebastelt und geklebt werden. Danke, Marina, Danke!
  6. Nebenbei sollten auch all die Geburtstagskinder der Mannschaft bedacht werden. Danke, Marina, Danke!
  7. Es sollte Berliner Kinder in der Halbzeitpause Hip Hop tanzen. Danke, Daggi, Danke!
  8. Das Tippspiel musste vor Spielbeginn organisiert werden. Danke, Peter und Renate, Danke!
  9. Die Tombola-Lose mussten beim Stadioneinlass an all die potenziell Glückseligen verteilt werden. Danke, Manu, Frank und Mandy, Danke!
  10. Die teilnehmenden Fußballschütz_innen für das Spiel in der Halbzeitpause mussten benannt werden. Danke, Bea, Danke!
  11. Ein Interview mit einem französischen Journalisten von der Zeitung „Le Monde“, der sich in Vorbereitung auf die WM als deutschen Vertreter extra Turbine Potsdam ausgewählt hatte, musste durchgeführt werden. Danke, Susi, Danke!
  12. Für das Fan-Spiel: Blau gegen Rot musste im Vorfeld zweimal hart trainiert und sich später warm gemacht werden, um sportlich fit auflaufen zu können. Danke, Bernd, Danke! Danke, Jessi und Tory, Danke! Danke, Peter und Uwe, Danke! Danke, ihr 12 Blaue und 12 Rote, Danke!
  13. Und all diese Aktionen mussten zu einprägsamen Bildern werden. Danke, Saskia, Danke!
Die Foto-Collagen-Schöpferin Marina (Foto: sule)

Da kam man kaum zum Atmen, es war eher ein „Aaa—tem—los–durch-den-Tag!“ Deshalb wird es diesmal zwei Berichte geben:

  • einem herkömmlichen zum AFBL-Spiel an sich, mit all dem Abschiedsschmerz
  • und einen zum Spiel nach dem Spiel, bei dem sich 24  Turbinefans auf dem Kunstrasen nebenan gesellten und die Turbine-Spielerinnen das anfeuernde Trommeln übernahmen – also ein Rollentausch:-)

Stimmungsschwankungen

Immer mit dem Herzen dabei – die Turbinefans (Foto:sas)

Die Stimmung vieler Turbinefans lag an den Tagen zuvor mit
jeder weiteren öffentlichen Bekanntgabe von Abgängen im Keller. Turbine-Untergangsstimmung
machte sich breit. Insgesamt sieben Spielerinnen galt es an diesem 5. Mai zu
verabschieden. Das erzeugte Frust, Trauer – und auch Besserwisserei, vor allen
Dingen in den sozialen Medien. Trostgefühle hätten ein Blick nach Bayern
erzeugt, denn dieser „Geldverein“ muss 9 Abgänge verkraften. Das Geld nicht
alles ist, konnten alle Menschen, die am 5. Mai im Karli dabei waren, ganz tief
spüren. Man kann einen Slogan in einer Werbeagentur profimäßig konstruieren,
z.B. „Turbinefamilie“, man kann aber auch nichts sagen und es einfach leben!

Per Dampfer unterwegs im Tränenmeer

Dampferfahrt (Foto: ins)

Der Start in den letzten Heimspieltag erfolgte mit einem
Fanclub-Ritual: einem gemeinsamen Ausflug der Fanclub-Mitglieder, diesmal eine
Dampferfahrt. Erstaunlich schönes, wenn auch frisches Sonnenwetter begleitete
die Wasserfahrt vorbei an den traumhaften Schlössern der Landeshauptstadt. Die
Havel stellte jedoch eher ein Tränenmeer dar, das die Fans durch die Trauer um
den Abschied von Svenja Huth, Feli Rauch, Lisa Schmitz, Amanda Illestedt, Inga
Schuldt, Wibke Meister und Melissa Kössler begleitete. Wie sollte es
weitergehen mit Turbine?! Drei deutsche Nationalspielerinnen sollten in Zukunft
ihrer Wege gehen, und bisher nur zwei bekanntgegebene Neuzugänge sollten die
klaffenden Lücken füllen. Nicht von Aderlass, sondern vom Ausbluten des
Turbine-Vereins war die Rede! Aber das moderne Schiff „Schwielowsee“ der Weißen
Flotte ging nicht unter, dank moderner Energiezuführung.

Manche Fanclub-Mitglieder verzichteten auf die Dampferfahrt,
um pünktlich bei Stadionöffnung ihren Mann oder ihre Frau zu stehen, damit die
Tombola-Lose und Gewinnspiel-Karten allen Zuschauenden ausgeteilt werden
konnten. Der Turbine-Nachwuchs hatte einen leckeren Kuchenbasar aufgebaut. Das
Fanfest auf dem Platz hinter dem „Karli“ startete und sämtliche Hüpfburgen
wackelten bereits. Und die Sonne schien immer noch, trotz entgegengesetzter
Wetterprognosen.

Abschiedsszenario

Und dann wurde das Verabschiedungsszenario eingeläutet. Der
Vorstand von Turbine-Potsdam akquirierte in Ermangelung anwesender Vorstandsmitglieder
spontan einige Turbinefans, die die Überreichung der Abschiedsgeschenke des
Vereins unterstützen sollten. Gerne doch! Auch der Fanclub reihte sich, reich
bepackt mit XXL-Foto-Collagen und blau-weißen Rosensträußen, in das Umarmungs-
und Tränen-Wegwisch-Szenario ein. Am Ende entstand ein hübsches Gedenkfoto, und
die warmherzigen Worte des Vereinspräsidenten Rolf Kutzmutz garnierten das
Gesehene.

Verabschiedung durch Vorstand und Fanclub (Foto:sas)

Mit Volldampf in die
1. Halbzeit

Dann ertönte der Anpfiff, der fast im Emotionenwald unterging.
Duisburg war zu Gast und hatte den Kampf gegen den Abstieg vor Augen. Potsdam
wollte weiterhin den 3. Platz verteidigen. Das bedeuteten also analoge Ausgangsbedingungen
wie eine Woche zuvor gegen Leverkusen…

Auch einige echte Duisburger Fans waren aus der
Ruhrpott-Ferne angereist – Respekt! Deren Trommelschläge und Anfeuerungsrufe
waren auch ab und zu gut zu hören.

Engagiert hoch zehn (Foto:sas)

Die Torbienen schienen jedoch heute neben dem sportlichen Ziel noch etwas Anderes zu motivieren: ein positives Abschlusserlebnis für die abgehenden eigenen Spielerinnen zu schaffen und den Fans mit einer guten Abschiedsvorstellung Danke zu sagen. Und diese Art von Motivation verlieh Flügel! Die Torbienen schalteten ihren Turbinenantrieb sofort auf Hochtouren und spielten fast nur in einer Hälfte. Die Torchancen reihten sich wie Perlen auf einer Kette aneinander – nur wurden sie nicht genutzt.

Mit voller Kraft voraus (Foto:sas)

Aber darüber sahen die Fans heute schwelgend hinweg, denn die Turbinewelle schwappte und schwappte gegen das Duisburger Tor. Und dann, ja dann ergoss sich eine dieser Wellen direkt hinein in das Netzgehäuse, ausgelöst von unserem Dampflökchen Svenja Huth, der es tatsächlich in der 26. Minute gelang, ein Abschiedstor im heimischen Stadion zu kreieren!

Das passt gleich (Foto: sas)

Und schon tuckerte die Dampflok durchs „Karli“, das vertraute „Sch-sch-sch – Huth! Huth!“ ertönte im Fanblock. Svenja versprach im Nachhinein, diesen Torjubel-Lobgesang in ihrem Herzen mitzunehmen und als den echten zu bewahren, falls die Wolfsburger Fans diesen kopieren sollten. Ein entspannt erscheinendes Spiel entspann sich weiterhin. Wie schön, wenn man während einer solchen Abschiedspartie Zeit zum Feiern hat – und nicht zittern muss!

Gefeiert wurde auch in der Halbzeitpause – mit dem Ballschieß-Wettbewerb in Richtung Anstoßpunkt und mit einem Tanzauftritt von Berliner Hip Hop- Kindern.

Eine zweite Halbzeit
mit viel Herz und Hoffnung

Auch die zweite Halbzeit hatte aus Potsdamer Sicht ihren Reiz. Die Torbienen spielten weiterhin munter auf. Eine variable Spielweise beim Spielaufbau und im Angriff konnte beobachtet werden, mal durch die Mitte, mal über die Flügel. Die Torbienen hatten die Zebras gut angeleint. Alles lief wie am Schnürchen – ein Fußballfest. Und dann hüpfte Jojo Elsig nach einem kurz mal hoch und netzte per Kopf ein: 2:0! Zu Recht!

Tor durch Jojo Elsig (Foto: sas)

Und weil Jojo Elsig, die nach Huths Auswechslung die Kapitänsbinde übernahm, zeigen wollte, wo in Zukunft der Hammer hängt, hüpfte sich 18 Minuten später gleich nochmal hoch und erzeugte damit viele Freudenhüpfer bei den Fans und natürlich ihrer Mannschaft. 3:0 – so auch der Endstand! Jojos Doppelschlag wurde am Ende mit der Ehrung zur „Besten Spielerin“ gekürt und Feli Rauch (wie Qualm) nutzte diesen Vorgang schamlos aus, indem sie den Siegersekt in alle Richtungen versprühte.

Aber kurz nochmal zurückgespult in die letzten 10 Minuten des
Spiels. Diese gehörten nämlich wieder dem Herz des großartigen
Frauenfußballsports in Potsdam. Nacheinander wurden in Drei-Minuten-Takt die Spielerinnen
Feli Rauch, Amanda Illestedt und Svenja Huth ausgewechselt, sodass jede in den Genuss
kam, ihren stehenden Sonderapplaus abzuholen. Dankes-Gesänge erschallten von
den Fanrängen – emotional tiefgehende Minuten. (Und der stumme innere Trost der
Turbinefans, die sich am nächsten Sonntag zum letzten AFBL-Spiel in die Höhle
des Wolfes aufmachen werden, dass man diese verabschiedeten Spielerinnen alle
noch einmal wiedersieht.)

Nach diesen drei Auswechslungen (die geforderte vierte
Ausnahme-Auswechslung von Lisa Schmitz überhörte die Schiedsrichterin unbeeindruckt)
stand nun die Mannschaft der Zukunft auf dem Platz. Ganz besonders erfreulich
war dabei der Fakt, dass die langzeitverletzte Nina Ehegötz eingewechselt
wurde, sodass „Abschied und Willkommen“ in diesem Moment ganz eng beieinander
wohnten. Ja – und diese Mannschaft der Zukunft spielte richtig gut! Der Anblick
erzeugte ein wohlwollendes Bauchgefühl, einen ganz fetten Hoffnungsschimmer!

Nina wird nach langer Verletzungspause eingewechselt (Foto:sas)

Schlusspfiff

Potsdam verteidigte den 3. Platz und Duisburg feierte trotz
der Niederlage den Klassenerhalt. Aber das alles nur am Rande…

Klassenerhaltstänzchen (Foto: sas)

Lisa Schmitz meinte in einem Interview, dass sie ganz
besonders die Fans, die tatsächlich einmalig wären mit all ihren Aktionen und Geschenken,
nirgendwo wiederfinden würde. Wer bekommt auch schon eine Laugenbrezel zum
Abschied geschenkt, nicht wahr, Lisa? Aber das ist ein ebay-Insider. Danke, Lisa,
Danke!

Die Geschenkebeauftrage Marina hat das Wort (Foto:sas)

Aber nach dem Spiel ist vor dem Spiel! Eine dritte Halbzeit sollte gleich auf dem Fußballplatz hinter dem „Karli“ starten: Fanmannschaft Blau gegen Fanmannschaft Rot – im Rahmen des Fanfestes – und angefeuert von trommelnden Turbine-Spielerinnen – ein Rollentausch herzhafter Art. Dazu lest den extra Bericht (folgt demnächst)!

Text: Susanne Lepke

Fotos: Saskia Nafe (sas), , Ingrid Schröder (ins), Daniel (dan),
Susanne Lepke (sule)

07.Mai 2019




Torre(i)gen

Spielbericht der Bundesliga-Partie MSV Duisburg gegen Turbine Potsdam am 02.12.2018

Achtfacher Jubel

Nach Duisburg fand der Fanbus den Weg mittlerweile allein, nachdem sich das Reiseziel binnen von zwei Wochen wiederholte. Damals, in der Mitte des Novembers, hatten die Torbienen die Ruhrpöttlerinnen mit einem klaren 3:1 besiegt und dürfen nun geduldig 65 Tage lang auf die Auslosung der Viertelfinalrunde warten…

Nun sollte sich diese Begegnung wiederholen, diesmal im Rahmen der Frauen-Bundesliga. Triefender Regen beperlte den Fanbus, der seit 5.45 Uhr die Autobahn entlangrollte und gegen Mitternacht zurückkehren sollte. Aber die Turbinefans saßen im Trockenen, jedenfalls fast… Feuchtfröhlich wie immer war die Anreise, und mit einem ausgewählten Schuh-Beispiel wurde schon mal für den Nikolaus geübt;-)

Wohlgelaunt entstiegen die Fans am PCC-Stadion ihrem Gefährt. Dann galt es kurz innezuhalten und mitzufiebern, ob der regensatte Rasen als bespielbar erklärt werden sollte oder nicht. Er wurde es.

Um die 350 Zuschauer_innen fanden sich bei diesem nasskalten Fußballwetter im Stadion ein. Wehmütige Erinnerungen an alte Zeiten kamen auf, als zu glorreichen FCR-Zeiten das Stadion aus allen Nähten platzte und Turbine gegen Duisburg heißumkämpfte Champions League – Spiele ausfocht.

 

Glückslosigkeit

Weihnachtsmann mit Licht (Foto: sule)

Bevor es losging, investierten viele Turbinefans in Tombola-Lose, um beim Entrollen x-mal dieselben Worte auf dem roten Zettelchen zu entziffern: „Leider verloren“. Aber es gab auch glückliche Gewinner_innen von weihnachtlichen Papiersternen und kitschigen Weihnachtsmannfiguren – wohlgemerkt mit Licht! Na ja, wenn es dem gastgebenden Verein hilft – sieht man über die enttäuschten Glückpilzgesichter hinweg. Und der Bierpreis war äußerst preiswert, denn mit 2€ konnte man am herben Hopfengebräu nippen und beim sogenannten „Trockenen Kuchen“ zulangen.

 

Glückseligkeit

Dann begann die Wiederholungspartie gegen Duisburg, und zwar analog wie vor zwei Wochen. Ein paar Minuten waren gespielt, dann zeigte die Schiedsrichterin nach einem Handspiel einer Duisburger Spielerin auf den Elfmeterpunkt und Feli Rauch netzte souverän ein. Nach diesem gelungenen Start munkelte schon der eine oder andere Fan, ob sich Jojo Elsigs gelb-rote Karte auch wiederholen würde.

Aber es kam ganz anders: Ein Torfestival wurde eröffnet, was selbst der optimistischste Fan niemals erahnt hätte. Eine ganze Bandbreite an Torschützinnen nahm nacheinander im gegnerischen Strafraum Aufstellung: Rieke Dieckmann erzielte das 2:0, Anna Gasper mit einem sehenswerten Tor das 3:0. Unterbrochen von einem blöden Fehler im Potsdamer Strafraum, den Dörthe Hoppius gnadenlos zum Anschlusstreffer ausnutzte, fand das Schützenfest durch einen Doppelschlag von Lena Petermann seine Fortsetzung. Halbzeitstand: 5:1 aus Potsdamer Sicht – einfach grandios!

Während der Halbzeitpause hatten einige Turbinefans nur Augen für ihre Handydisplays, denn der unmittelbare Konkurrent Bayern München mühte sich gegen Freiburg mit einem konstant bleibenden 1:1 und der Blick auf die aktualisierte Tabelle löste Herzklopfen aus: Tabellenzweiter! Dann die Nachspielzeit von drei Minuten – und ein „Sch…“-Fluch entfleuchte den Turbinekehlen, als sich die bayerischen Damen in der 93.Minute doch noch zum Siegtor entschlossen.

Leicht besudelt (Foto: sas)

Dann setzte der Regen ein und eine Schlammschlacht, insbesondere im Torraum, fand nun auf höherem Niveau seine Fortsetzung. Die weiße Spielkleidung der Duisburgerinnen verfärbte sich dunkel und Melissa Kössler kümmerte sich fürsorglich um das reine Gesicht von Vanessa Fischer.

Die Duisburgerinnen steckten nicht auf und stellten sich auch nicht hinten rein, kamen aber in der zweiten Halbzeit nur zu zwei Torschüssen. Den großen Rest besorgten die Torbienen, die das Spiel absolut dominierten. Ein schöner Kombinationsfußball war zu beobachten, der Freude machte und den Regen fast vergessen machte. Die letzten 30 Minuten wurden dann nochmal zum Toreschießen genutzt. Zuerst von Svenja Huth, die auf das 6:1 erhöhte. Anschließend stand erfreulicher Weise Bianca Schmidt goldrichtig und erzielte das 7:1, bevor die eingewechselte Tory Schwalm auf 8:1 erhöhte, was auch den grandiosen Entstand und Kantersieg bedeutete.

 

Ach du lieber Schreck – 8 zu 1! (Foto: sas)

Hochgradige Beglückung

Die Fans waren hochzufrieden, der Trainer auch. Die Euphorie erschallte selbst zwei Stunden später noch im Fanbus, denn die Fangesänge wollten einfach nicht abebben.

Danke, Mädels – die zweite englische Woche in dieser Spielzeit habt ihr wunderbar eröffnet!

Die kribbelige Vorfreude auf das Spitzenspiel im

Lebkuchen-Kreation aus Dinslaken (Foto: sule)

Karli am kommenden Mittwoch, um 19.00 Uhr, steigt. Das Flutlicht scheint nur für euch. Das Selbstvertrauen ist da – welche Mannschaft kann schon sieben Torschützinnen in einem Team aufweisen!

 

Ein Fanbus aus Wolfsburg soll kommen – und aus Potsdam hundertmal so viele anrollen. Lasst uns das Spiel mit 2000 Zuschauenden rocken!

 

Text: Susanne Lepke

Fotos: Saskia Nafe (sas), Susanne Lepke (sule)

 




Viel Arbeit, wenig Lohn – MSV Duisburg gegen Turbine Potsdam

Spielbericht zum 2. Spieltag der Hinrunde der Allianz-Frauenbundesliga am 09.09.2017

Potsdam, morgens, 5.30 Uhr. Blaues – äh – „Barca“-Gewimmel am Potsdamer Hauptbahnhof. Abfahrt in den Ruhrpott nach Duisburg, siebeneinhalb Stunden hin – sieben Stunden zurück – eine Stunde Naturdusche vor Ort, doch dazu später mehr.

Graues Wetter, regennasse Autobahn, der Herbst hält Einzug und ein neues Fanbusmodell ebenso. Mit den altbekannten Busfahrern Peter und Detlef am Lenkrad sitzend. Dazu ein neues „Coffee to go“-Angebot, denn die Busneuerung macht es nun erforderlich, bei Kaffeedurst den Bus verlassen zu müssen, da sich die Kaffeemaschine in einer Art Gepäckluke an der Außenseite des Busses befindet. Und die traditionelle Rückreise-Bockwurst entpuppt sich nun als „no-go“, denn die nicht vorhandene Küchenausstattung machte dies leider unmöglich.

Aber dafür gab es auf der Reise Nacktschnecken-Witze und Aluminiumbrillengesichter gratis… Eine Nacktschnecke heißt Nacktschnecke, weil deren Hypothek zerplatzt ist (ha ha). Ersatz bot auch ein tschechisches Pralineninnereien-Gesöff, ein Pistazien-Likör, der den einen oder anderen Gaumen umschlabberte.

Die ehrwürdige Vertretung für den Steward Hartmut Feike namens „Urmel“ waltete verantwortungsbewusst seines Amtes. Er zählte viel und wischte wenig. Niemand blieb nach den Raststättenpausen auf der Strecke, und die Getränkevielfalt erstreckte sich nicht im Mittelgang des Busses.

Pünktlich vor Ort angekommen kam die Potsdamer Reisegruppe mit äußerst sozialen Preisen in Kontakt: Der Eintritt für einen Stehplatz kostete 5€, das Bier 2€ und eine Riesenportion Pommes ebenfalls 2€. Leider gab es nicht mehr den leckeren Backfischstand. Als Alternative konnte die Ruhrpöttsche Currywurst probiert werden, deren äußeres Erscheinungsbild eher einer Gulaschsuppe glich.
Die Sonne beschien den Fan-Stehtisch, die Ordner lächelten, das Geburtstagskind Lisa strahlte, die Stimmung war vor Spielbeginn bestens. Selbst diejenigen, die in den Duisburger Vereins-Lostopf griffen und eine Niete nach der anderen herauszogen, lächelten immer noch, denn man hatte mit seinem Pech unterm Strich Gutes für den gastgebenden Verein getan.

Eine Cheerleading-Girlgroup wiederholte noch mal schnell neben den Kabineneingang die grundlegenden choreographischen Schritte, bevor sie sich dann auf das große Feld wagte und puschelraschelnd beide Mannschaften begrüßte. Riesige Duisburger Fahnen wurden dazu mehr oder weniger schwingend geschwenkt.

Der Anpfiff ertönte, die Sonne verschwand und dunkle Wolken zogen auf. Duisburg zeigte sich engagiert und zweikampfstark und bremste die Turbinen abrupt in ihrem Spielaufbau aus. Da kam aus Potsdamer Sicht nichts so richtig in Gang. Das Raunen über abgewehrte Torchancen auf der Duisburger Seite häufte sich.

Der Himmel begann bei diesem Anblick an zu weinen, erst leise, und dann immer lauter. Ein „netter“ langanhaltender Regenguss entlud sich über alle Spielerinnen und alle Stehplatz-Fans. Eine unbewirtschaftete Holz-Imbissbude bot Zuflucht für durchweichte Fans. Andere harrten im triefenden Regen aus. Nur die Harten kommen in den Duisburger Garten. Beide Fan-Taktiken nützten nichts, die 1. Halbzeit war wieder mal nicht sehens- sondern eher leidenswert.

Es regnete unentwegt, auch während der Halbzeitpause und auch beim Anpfiff zur 2. Halbzeit. Eine nette Geste des Stadionsprechers folgte, der alle Stehplatzausharrenden auf die fast leere Tribünenhälfte einlud, um überdacht dem weiteren Spielgeschehen beiwohnen zu können. Aber da man nicht noch nasser als nass werden konnte, machten die meisten Fans davon keinen Gebrauch. Trotzdem herzlichen Dank für diese wirklich freundliche Geste!

Ebenso gestenreich kümmerte sich das Duisburger Maskottchen, dieses blau-weiß-gestreifte Zebra namens Ennatz, um die Turbinefans. Es trommelte euphorisch mit, versendete Luftherzchen, stand für Fotoshootings bereit und spielte hinter der Bande Verstecken.
Trotz dieser unterhaltsamen Ablenkung, die irgendwie bei der bisherigen Spielqualität notwendig erschien, schielte der eine oder andere Fans am Zebra vorbei auf den Rasen und konnte beobachten, dass es nun etwas besser lief. Die Torchancen häuften sich, aber auch die Anzahl der gelben Karten. Als unser Dampflökchen aufgrund einer Notbremsung im Strafraum schmerzlich darniederlag, zeigte die Schiedsrichterin auf den Elfmeterpunkt. Auf Kaykay (Elise Kellond-Knight) war souverän Verlass und Turbine durfte nun nach knapp 60 Spielminuten mit 1:0 in Führung gehen. Dezenter Jubel kam auf – und es regnete weiter.

Und dann wiederholte sich der Spielverlauf fast analog zum vergangenen Spielsonntag. Nicht nur die annähernd gleichen Aus- und Einwechslungen erinnerten an den erfolgreichen 1. Spieltag gegen den USV Jena, sondern auch die letzten zehn Spielminuten. Potsdam hatte noch ausreichend Puste und Spielspaß, sodass es jetzt zu zwei 100%ig vergebenen Torchancen kam. Huth und Gasper standen nacheinander jeweils allein vorm Tor und „versemmelten“. Dazu gesellte sich noch ein Lattentreffer. Spätestens jetzt erschien der Elfmeter-Sieg verdient.
Ein kampfbetonter 1:0-Sieg und damit drei Punkte. Viel Arbeit, wenig Lohn. Nach dem „Wie“ wird spätestens am Folgetag niemand mehr fragen.

Am Ende wurde verhalten gejubelt, bei der Mannschaft wie auch bei den Fans. Anschließend galt es, den Kampf mit der triefend nassen Blockfahne aufzunehmen, die während des Spiels neben dem Spielfeld ausgebreitet auf dem Rasen lag. Beim Hinaustragen aus dem Stadion hinterließ sie eine Schleifspur.
Ein kurzer Plausch mit der Ex-Duisburger und aktuellen Schweizer Nationaltrainerin Voss-Tecklenburg entspann sich vor dem Einsteigen in den Fanbus. Auch der neue Busfahrer des Mannschaftsbusses wurde im Vorbeimarsch beäugt. Er hieß nicht René.
Auf der Rückfahrt entspann sich ein idyllischer Regenbogen am Autobahnhimmel. Also alles easy, alles cool. Drei Punkte halt. Und Tabellenzweiter.

Außerdem bedankte sich der im Fanbus oft mitreisende Schatzmeister von Turbine Potsdam, Hans-Jürgen Schlotter, mittels zahlreicher Piccolos (oder heißt das Piccoli?) bei den Passagieren für die freundliche Mitnahme in dem Fangefährt sowie für das lautstarke auswärtige Engagement.

Gewonnen ist gewonnen und nicht zerronnen.

Nun gibt es zwei Wochen Pause, bevor sich dann vereinzelte Fans auf den langen Weg nach Freiburg begeben werden. Für eine eintägige Fahrt ist einem Fanbus diese Distanz zu lang.

Text: Susanne Lepke
Fotos: Susanne Lepke, Peter Tietze