Heimspiel in Dortmund abgeholt

DFB-Pokal-Auslosung des Viertelfinales

Endlich war es auch aus frauenfußballerischer Sicht soweit: Die DFB-Pokal-Auslosung der Viertelfinal-Begegnungen wurde am vergangenen Sonntag im Dortmunder Fußballmuseum durchgeführt und live in der „ARD-Sportschau“ übertragen. Das männliche Fußballgeschöpf hatte in der Woche zuvor die letzten DFB-Pokalspiele absolviert, während das weiblich geprägte DFB-Pokal-Achtelfinale mittlerweile fast drei Monate zurücklag. Das riecht nach Optimierungsbedarf in der DFB-Terminplanung! Am 16. November 2019 hatte Wolfsburg die bayerischen Madels aus dem Wettbewerb verabschiedet, und Turbine Potsdam hatte sich auswärts gegen den SC Freiburg mit einem 2:3 fürs Viertelfinale qualifiziert.

DFB-Pokal-Auslosung Februar 2020 (Foto: Stefan Blumenthal)

Da sich der DFB für das gemeinsame, öffentlich-rechtliche
Medieninteresse des Frauen- und Männerfußballs stark machen möchte, wurden am
9. Februar die Vertreter_innen der jeweils acht verbliebenen Vereine weiblicher
und männlicher Art, die sich fürs Viertelfinale qualifiziert hatten, nach
Dortmund zur inszenierten DFB-Pokal-Auslosung eingeladen.

Im DFB-Pokal-Viertelfinale der Frauen stehen: 1899
Hoffenheim, Bayer 04 Leverkusen, SC Sand (vom Veranstaltungsmanager vor Ort
wiederholt als FC Sand bezeichnet…), VfL Wolfsburg, DSC Arminia Bielefeld, FSV
Gütersloh, SGS Essen und 1. FFC Turbine Potsdam.

Für den Lieblingsverein, den 1. FFC Turbine Potsdam, saßen fünf Turbinefans im Publikum, die mit einer Ausnahme dem Fanclub-Vorstand „Turbinefans e.V.“ angehörten. Sie wurden persönlich vom Geschäftsführer Stephan Schmidt im TP-Kleinbus nach Dortmund chauffiert. Diese Einladung galt als Dankeschön für die engagierte und unterstützende Arbeit des Fanclubs. Begleitet wurde der Kleinbus von „Sabine“, dem angekündigten Orkan, der durch ganz Deutschland fegen sollte.

Von den anderen weiblichen Viertelfinalistinnen war nur der
FSV Gütersloh zahlenmäßig stark vertreten. Der Trainer, einige Spielerinnen und
weitere Begleiter_innen nahmen nach dem Pech-Los, gegen die Wölfinnen antreten
zu müssen, die ermutigenden Worte der Turbinefans dankbar und lachend entgegen.

Vertreter_innen der anderen Frauenfußballvereine  bzw. -abteilungen waren kaum oder gar nicht
zu identifizieren. Somit musste z.B. das Vereinsschild des VfL Wolfsburg von
einer fremden toleranten Person hochgehalten werden.

27 Sekunden für den Frauenfußball aus Potsdam – dafür 850 Autoahn-Kilometer investiert

(Ausschnitt aus der ARD-Sportschau vom 09.02.2020)

Der Ex-Nationalspieler Cacau übernahm den Job der Losfee. Die
Bezeichnung „Losfee“ ist übrigens ausschließlich weiblich geprägt, das männliche
Pendant „Losfeenrich“ gibt es nicht. Aber das nur am Rande;-)

Warten auf den platzierenden Einlass (Foto: sule)

Die Turbinefans, die erstmalig bei dieser Veranstaltung beiwohnen durften, gaben alles. Und so gelang nach fünf harten Warte-Jahren das unfassbare Losglück: Turbine Potsdam hatte endlich ein Heimspielrecht im DFB-Pokal-Wettbewerb. Da war die Freude auf dem obersten Publikumsrang groß (denn dort im gefühlten Abseits war die Potsdamer Gefolge (de-)platziert worden). Die Auslosung des Gegners, der SGS Essen, nahm man sportlich auf. Die Generalprobe des DFB-Pokalfinales wird Ende Februar stattfinden, wenn der 1. FFC Turbine Potsdam die rot-weiße Mannschaft aus dem Ruhrpott zum Punktspiel empfangen wird.

Turbine auf dem obersten Rang – und die sympathische Gütersloh-Fraktion davor sitzend (Foto: ARD-Sportschau vom 09.02.20)

Nach fünf Minuten war der weiblich Auslosungsspuk vorbei und
die grüne Tafel mit den Loskugeln verschwand im Nirgendwo. Die restlichen 25
Minuten der Sendezeit erhielten die männlichen Fußballvereine. Ein
diskriminierender Fakt.

Heimspiel für Turbine – yeah!
(Foto: ARD-Sportschau vo 09.02.20)

Noch irritierender wirkte die Radioberichterstattung auf der stürmischen Rückreise. Obwohl das wohlmeinende DFB-Ansinnen erfolgreich in die Realität umgesetzt worden war, nämlich den Frauen- und Männerfußball gemeinsam medial in der „Sportschau“ zu präsentieren, reduzierte sich die anschließende Berichterstattung über die DFB-Pokal-Auslosung auf das Männliche. Die weibliche Nachricht der Viertelfinal-Paarungen, die vorher Millionen Menschen in der „Sportschau“ gesehen hatten, wurde in der medialen Nachbereitung einfach wegreduziert. Das, was die Turbinefans gerade live beobachtet hatten, war in den Radionachrichten einfach verschwunden! Ein unglaublicher Fakt der Diskriminierung!

Im Dortmunder Fußballmuseum, das man und frau vor der Auslosung besuchen konnte, prangte ein Zitat von Hannelore Ratzeburg: „Im Frauenfußball ist Schritt für Schritt etwas Großartiges entstanden.“

Ah ja…

Es gibt noch viel zu tun.

Bitte nicht anfassen! Turbinefans posieren vor dem originalen DFB-Pokal (Foto: bema)

Als sich die Potsdamer Abgesandten auf den weiten
Autobahn-Rückweg begaben, fuhren sie an dem menschenüberfluteten Dortmunder
Hauptbahnhof vorbei. Die Deutsche Bahn hatte soeben den Nah- und Fernverkehr aus
Respekt vor „Sabine“ eingestellt. Aber der Turbine-Kleinbus zeigte ein tapferes
Abwehrverhalten. Die eine oder andere Böe attackierte die nach Hause stürmenden
Turbinefans. Doch weder der am Steuer sitzende Geschäftsführer noch die Fans
des reinen Frauenfußballvereins kamen ins Wanken und Schleudern. Alle kamen
trotz der widrigen Umstände wieder wohlbehalten zu Hause an.

Dankeschön!

Der Vorstand des Fanclubs bedankt sich herzlich für diese
besondere Einladung eines Sonntagsausfluges nach Dortmund. Hinter die Kulissen
einer Fernsehsendung schauen zu dürfen und dabei einen Hauch der DFB-Welt
studieren zu dürfen, war ein Erlebnis wert.

Text: Susanne Lepke

Foto: Beatrice Martens (bema), Bernd Gewohn (bege), Stefan Blumenthal, Susanne Lepke (sule), ARD-Sportschau vom 09.02.2020




100. Fanbusfahrt in einer Sackgasse ausgebremst

Spielbericht zum DFB-Pokalspiel nach Bremen am 8. Oktober 2016

 

Aus dem ACHTen Oktober sollte ein ACHTungszeichen werden.

Für den Zweitligisten Werder Bremen.

Ein Tag zum Hinunterrutschen von der gegenwärtigen Erfolgswelle.

Bremen als Spielort stellte eine relativ kurze Distanz für den Fanbus dar, demzufolge war dieser bis auf den letzten Platz ausgebucht.

Noch dazu stand eine Jubiläumsfahrt an: Zum 100. Mal rollte ein Potsdamer Fanbus zu einem Auswärtsspiel – einmalig in der Fanlandschaft der Frauen-Bundesliga. Eine güldene und ährenumkränzte „100“ prangte gut sichtbar an der Frontscheibe des Fanbusses, blau-weiße Wimpelketten peppten das Businnere auf. Ohne den Fanbuskoordinatoren Hartmut Feike, der sich seit 2007 kontinuierlich um das Zustandekommen der Fanbusfahrten kümmert, wäre dieses Jubiläum nicht möglich. Deshalb wurde ihm zur 100. Fanbusfahrt eine Ehrenmedaille des Fanclubs, begleitet von 100min langem Applaus feierlich verliehen.

Auch die Busfahrer und mitreisenden Fans wurden mit einem kleiner Aufmerksamkeit bedacht, denn säßen diese nicht auf ihren Plätzen, wäre die Mission „Da, wo ihr spielt, sind wir“ ebenfalls nicht möglich.

Nach einer 5-Stunden-Fahrt, vorbei an einer niedersächsischen Schafherde, die leider am rechten Straßenrand weidete („Schafe von rechts, Schlecht’s brächt’s“) wurde nach dem Verlassen des Busses zuerst ein ausgiebiges Fotoshooting veranstaltet – mit kreativ gemaltem Dankes-Banner, das ein Treuer Fan in stundenlanger Nachtarbeit fabriziert hatte.

Anschließend stand ein ausgiebiger Spaziergang zum sogenannten „Platz 12“, ein Fußballplatz mit Dorfcharakter inmitten einer weiträumigen Sportanlage rund um Weser-Stadion an. Der Weg führt vorbei an „Platz 11“, der uns vor einem halben Jahr (im Mai 2016) einen ehrenhaften Bundesliga-Sieg zum Saisonende beschert hatte. Hier nahm auch Bernd Schröder endgültig Abschied von seinem Traineramt.

Aber dieser erfolgsversprechende Rasen war aufgrund einer Karnickelplage nicht bespielbar.

Auf dem veränderten Spielplatz entpuppten sich die Absteiger der vergangenen Saison nun als „Plage“. Sie eröffneten sehr erfrischend das Spiel, störten den Spielaufbau früh und gingen motiviert in die Zweikämpfe. Die Turbinen brauchten einige Zeit, um überhaupt ins Spiel zu kommen. Nach 20 Minuten geschah dann das unfassbare Desaster: Bremen ging nach Potsdamer Torwart- und Abwehrproblemen in Führung. Doch das tat der gesunden Hoffnung der Fans keinen Abbruch, trotzdem mit einem Sieg nach Hause zu fahren. Schließlich blieb noch genügend Zeit.

Doch die Reaktion der Turbinen war von gefühlten 93 Fehlpässen und einem verzweifelten, teilweise ideenlosen Anrennen gegen die grüne Abwehrwand geprägt. Es mangelte nicht an Engagement und Motivation, aber das Rezept gegen vorrangig verteidigende Spielweisen fehlte. Da halfen auch die 15 Eckbälle nicht, die Potsdam ausführen durfte – im Gegensatz zu ganz 4 für Werder, die noch dazu in der 1. Halbzeit vollzogen wurden.

Die zweite Halbzeit fand ausschließlich auf halbiertem Spielfeld statt. Werder verließ den eigenen Strafraum nicht mehr, verteidigte geschlossen und verfügte außerdem über eine großgewachsene und sichere Torhüterin. Die Kondition und Kraft zum Kontern ließ merklich nach. Potsdam probierte und studierte – und resignierte. Trotz höherer Spielanteile und Ballbesitzquote.

Auch der persönlich engagierte Fanclub des Cheftrainers konnte hierbei nicht mehr helfen. 17 Lehrer_innen des Potsdamer Humboldt-Gymnasiums, die sich unweit von Bremen auf Kollegiumsfahrt befanden, konnten an dem Fakt, dass das Runde nicht ins Eckige wollte, nichts ändern.

Und dann, kurz vor Schluss, fiel doch noch der Ausgleich! Johanna Elsig erlöste alle Potsdam-Mitfiebernden. Ein erleichterndes Gruppengestöhne setzte auf der Fantribüne ein.

Es ging in die Verlängerung… Ohne Spielentscheidung… Am Ende sollte ein Elfmeterschießen über den Einzug ins Achtelfinale entscheiden. Da der zugewiesene Spielacker über kein Flutlicht verfügte, aber die Dämmerung drohte, wurde scherzhaft gemunkelt, ob man nun in das benachbarte Weser-Stadion umziehen würde.

Die Zitterpartie ging weiter:

  • Svenja Huth eröffnet – und verschießt. Werder aber auch.
  • Tabbi Kemme trifft geradeso – Werder reagiert mit einem Fehlschuss!
  • Jojo Elsig als Dritte im Elfer-Bunde – verschießt. Werder nutzt die Chance und gleicht aus.
  • Bianca Schmidt verwandelt mit einem souverän geschossenen Elfmeter. Werder hält mit.
  • Elisa Kellond-Knight trickst die Torhüterin galant aus. Aber auch Werder trifft im Anschluss.
  • Inka Wesely wiederholt den KK-Trick erfolgreich. Und Werder glückt auch der nächste Schuss.
  • Sarah Zadrazil schießt – und verwandelt nicht. Werder antwortet gegenteilig und katapultiert sich damit überraschend in die nächste DFB-Pokalrunde.

„Der Pokal kennt seine eigenen Gesetze.“ 5€ ins Phrasenschwein.

„Nun können wir uns gut auf die Meisterschaft konzentrieren.“ Nochmal 5€.

Nach vier siegreichen Spielen setzt nun die Erdung ein. Es gab mannschaftlich geschlossene Tränen zu beobachten.

Auch beim kommenden BL-Heimspiel gegen Essen (15.Oktober) wird man genötigt, sich an dieses Spiel zu erinnern, wenn Conny Pohlers im „Karli“ in den Lostopf für die nächste DFB-Pokalrunde greift.

Wünschen wir den Mädels beim nächsten Spiel eine gute Verdauung und viel Erfolg!