Sieben auf einen Streich

Spielbericht zum AFBL-Spiel Borussia Mönchengladbach gegen Turbine Potsdam am 04.11.2018

 

Bevor es in dieser Saison zur erneuten Unterbrechung wegen Länderspielpause und DFB-Pokal-Runde – mit sich anschließender englischer Woche Nr.2 kommen sollte –  lud der Fanbus zu einem kleinen Sonntagsausflug nach Mönchengladbach ein. Da der Spielbeginn auf 11.00 Uhr festgesetzt war, öffnete der Fanbus bereits um 2.00 Uhr seine Türen und saugte den blauen Inhalt genussvoll in sich auf. Und wenn jetzt ein Leser oder Leserin ein Bild vor Augen hat, dass sich der Bus schlafend die Autobahn entlang schunkelte, der oder die irrt sich. Partyalarm! Nichts mit schlafen – sondern hoch die Tassen! Schlafen war in der Zeitspanne von 2.00 – 5.00 Uhr morgens völlig überbewertet. Um diese Frühmorgenzeit werden Sprüche geklopft, Witze gerissen, zugeprostet – und die gute Laune schwappt auf die leere Autobahn.

v.l.n.r. Franz und Ilse Pateley (links); Marlis, Ingrid (sule)

An Bord nahm zum letzten Mal das Ehepaar Pateley Platz, beide straff auf die „90“ zugehen und sich mit einer Busrunde von der Fanbusgemeinde verabschiedeten. Großen Respekt für ihr agiles, langjähriges Mitreisen und auf ein häufiges Wiedersehen im Karli!

Mönchengladbach empfing die Turbine-Fans überpünktlich, megaentspannt und freundlich. Die Ordner begrüßten jeden einzelnen Fan mit einem Lächeln und winkten die Gäste am Kassenhäuschen vorbei, denn es galt ein freier Eintritt! Es durfte an allen Orten und Ecken getrommelt und mit Kuscheltieren geschmust werden, es gab keine Revierkämpfe beim Aufhängen von Fanclub-Banner, Fahnen und Blockfahne. Es herrschte ein gelassene Atmosphäre, dass der bayerischen Stadion-Security ein Betriebsausflug nach Mönchengladbach zwecks Horizonterweiterung zu empfehlen ist.

Und im Gegensatz zu Bremen gab es hier als „Schmankerl“ auch noch ein Morgenlicht: Das Flutlicht war angeschaltet und strahlte während der zweiten Halbzeit mit der Sonne um die Wette. Und es hielt durch:-)

Große Eskortekids (sas)

Kein Dunkeltuten, sondern einen lichterhellenden Start der Torbienen beobachteten die 320 Zuschauer_innen. Die Einlaufkids waren fast genauso groß wie die Turbinen, sodass die Mädels zwischendurch und nicht darüber hinweg sehen mussten, um den Blickkontakt zu ihrem Fanblock zu wahren. Das sah ungewohnt lustig aus. Und die Turbine-Fans machten dieses Spiel zum Heimspiel. Der Telekom-Reporter der Fernsehübertragung erzählte von kaum etwas anderem als von der tollen Stimmungsmache der Turbine-Fans.

Die Fans kämpften während des Spielverlaufs mit Verkrampfungen der Halsmuskulatur, denn man schaute in der 1. Halbzeit nur nach rechts, in der zweiten Halbzeit nur nach links. Es entpuppte sich eine einseitige Partie – mit insgesamt 12 Ecken für Potsdam. Die Borussinnen stellten sich hinten rein und Potsdam startete einen Angriff nach dem anderen in Richtung Mauer. So reihte sich zwischen 80 und 123,5%ige Torchance nach Torchance aneinander, ab und zu traf man mal den Pfosten, mal die Latte. Es gab Zeiten, dass die Torbienen kein Rezept im Umgang mit solch einem Blockade-Spiel vorliegen hatten. Aber das ist Turbine-Geschichte, denn es entfaltete sich ein unterhaltsames und unaufgeregtes Spiel. Nur für Dexy nicht, der x-mal nicht fassen konnte, wie „so viele Geschenke“ vergeben wurden.  Na, ist denn schon Weihnachten?!

Torjubel (sas)

Am Ende gab es eine reiche Bescherung, denn Anna Gasper (12‘), Sarah Zadrazil (18‘), Rieke Dieckmann (38‘) und die Hattrick-Dame Lena Petermann (47‘, 73‘, 82‘) wickelten die  „Geschenke“ aus und machten Tore. Dexy zeigte sich dezent zufrieden. Svenja Huth, die wiederum den grünen Acker überall beackerte, erwirkte in der 90. Minute einen Elfmeter, den Feli Rauch diesmal souverän verwandelte.

Also sieben auf einen Streich in Mönchengladbach – wichtig für die Tordifferenz und ein hübscher Sieg hinsichtlich der Tabellenplatzpflege. Gut zwei Stunden lang konnte man sich an dem zweiten Tabellenplatz, also an der CL-Qualifikation für Turbine Potsdam schöngucken, bevor dann der Anpfiff der Begegnung Bayern München gegen den SC Sand ertönte. Und an dieser Stelle erfuhr die Fanbus-Rückfahrt ein weiteres Highlight, als das Unentschieden mit schallendem Applaus honoriert wurde. Ein winziges Pünktchen trennt nun Turbine vom 2. Tabellenplatz – das sieht schon mal gut aus, auch wenn man laut Rudi nicht auf die Tabelle schauen soll.

Nun nimmt die DFB-Terminplanung erstmal den Drive aus dem guten Lauf der Turbinen. Am 17. November geht es dann nach Duisburg zum DFB-Pokal-Spiel und am 25.11. wird Leverkusen im Karli begrüßt.

Bis dahin allen eine gute Zeit!

Text: Susanne Lepke

Fotos: Saskia Nafe (sas), Susanne Lepke (sule) und Peter Tietze (peti), Manfred Heyne

 

 

 

 

 

 

 




Das Eckige muss ins Tor

Spielbericht zum BL-Spiel: Turbine Potsdam gegen Borussia Mönchengladbach am 19.03.2017

Im Dauerregen ausharrende Stehplatz-Fans

Am Vortag des Frühlingsanfangs zeigte sich ein dauergrauer Himmel, der seit Stunden unablässig den Rasen des Karl-Liebknecht-Stadions berieselte. Pfützenbildung neben der Seitenlinie, Matschepampe vorm Tor und nur ganz wenige, regenbeschirmte Zuschauer auf den unüberdachten Stehplätzen. Und ausreichend Betätigungsfeld für den Mann vom „Turbine-Polier-Service“, der die gepolsterten Trainersitze der Gästebank immer wieder aufs Neue versuchte trocken zu rubbeln. Der Stadionsprecher verwies bei der Begrüßung auf das typische Siegeswetter für Turbine – eine Unterschätzung des Gegners?

Zu Gast war der Tabellenletzte Borussia Mönchengladbach, der bisher nur drei Pünktchen aufweisen konnte. Recherchiert man in den Weiten des Internets, dann steigen 39,5% aller Aufsteiger gleich wieder ab. Jedenfalls bei den Männern.

17 Spree-Borussen

Die Gäste hatten jedoch wohlwollende Unterstützung von 17 „Spreeborussen“, die sich aus Berlin aufgemacht hatten, um ihre „Vfl?!“- Mädels anzufeuern. Jedenfalls lautete so einer der Schlachtrufe. Ein ehrenwerter Einsatz, gesangslautstark und humorvoll dazu. Die 17 Borussia-Fans sangen und brüllten unermüdlich, begannen beim 0:3-Zwischenstand vom „Auswärtssieg“ zu träumen und meinten irgendwann, dass „ohne Gladbach hier gar nichts los wäre“. Spätestens jetzt wurde es oberlustig. Nette Wechselgesänge und Jubeleien zwischen beiden Fangruppen begleiteten das Spielgeschehen, unterhaltsam war’s – und Respekt für diese 17 „Spree-Borussen“, die sich für ein Frauenfußball-Mat(s)ch interessierten.

 

Insgesamt 1276 Zuschauer_innen verfolgten das Regenspiel, weniger als sonst – nicht jede_r wollte bei diesem Wetter vor die Tür gehen.

Geboten wurde einiges:

Svenja Huth stand wieder in der Startelf – auch wenn die Dampflok nach 70 Minuten zum Stehen kam (ausgewechselt wurde) und vor dem Tor nicht knipsen konnte.

Wibke Meister und Inka Wesely schossen jeweils ihr erstes Tor in dieser Saison. Auch Eseosa Aigbogun und Laura Lindner trafen. Feli Rauch eröffnete den Tor-Reigen mit einem, etwas zittrig verwandelten Elfmeter. Also 5 Tore von 5 verschiedenen Damen – alles andere als däm-lich, sondern teamfähig.

An einer Stelle des Spiels konnte man zwei parallel ausgeführte Einwürfe seitens der Gladbacherinnen beobachten – einfach kurios, dieses sekundenlange Spiel mit zwei Bällen.

Die Bundesliga-Partie verlief in beiden Halbzeiten einseitig. Mönchengladbach verteidigte und ging nur selten in die Zweikämpfe. Potsdam rannte unermüdlich gegen die Gladbacher Mauer an und zeigte dabei ein gelungenes Passspiel sowie etliche 100%ige Torchancen, die unter den Fans ein wiederholtes „Gruppenstöhnen“ auslösten.

Das Beste und Unterhaltsamste an diesem Spiel war aber die Anzahl der Eckbälle: Kam man in der Begegnung zuvor gegen Hoffenheim auf lächerliche 12, erhöhte Potsdam nun auf 19 Ecken! Das begeisterte den Trommel-Fanblock dermaßen, dass nun jeder neue Eckball frenetisch gefeiert und der aktuelle Eckstand im Wechselchor intoniert wurde.

Und genau diese 19. Eckballversuch führte dann zum (5.) Tor. Also: Aller guten Dinge sind jetzt 19.

Vielleicht sollten die Torbienen diese Trainingswoche zum totalen Ecken-Training nutzen. Tipps gibt es u.a. hier: http://www.dfb.de/trainer/a-juniorin/artikel/kreative-standards-ecke-variante-tor-1062/

Kurz und gut: Turbine Potsdam besiegte in einem Spiel, in dem wirklich gar nichts anbrannte, die weiblichen Borussen völlig entspannt und durchnässt mit 5:0 – und bleibt weiterhin Spitzenreiter.

Am kommenden Wochenende geht es auf nach Sand. Ein weiter Weg, den auch manche Fans zum Wochenendausflug mit Übernachtung auf sich nehmen werden. Bis dahin allen eine gute Woche.

Wir sehen und begeistern uns!

Text: Susanne Lepke

Fotos (folgen): Susanne Lepke