Zweiter Heimspielsieg – Platz 4

Spielbericht: Turbine Potsdam gegen Leverkusen am 27.09.2020 – 2:0

Nachdem es am Vortag durchgeregnet hatte, meinte es der Himmel gut mit den Turbinen und deren Fans, denn es regnete am zweiten Heimspielsonntag nicht. Vor 752 Fans begrüßte der 1. FFC Turbine Potsdam die Werkself aus Leverkusen, die sich jung und dynamisch auf dem Karli-Rasen präsentierte.

Neue Kapitänninen nach Vereinswechsel_ Merle Barth und Jessi Wich (sas)

Jede Menge Wiedersehen

Die Turbinen sahen in den ersten zehn Minuten keine Sonne, denn die Mädels aus Leverkusen zeigten sich putzmunter und dirigierten die Ballführung. Deren Kapitänin Jessi Wich, eine Ex-Turbine aus der Zeit der Potsdamer Höhenflüge, wirbelte, kämpfte, trieb an. Sie küsste aber auch „Popp-verdächtig“ häufig den Rasen. Eine weitere Ex-Turbine, Isy Kerschowski, stand ebenfalls präsent für Leverkusen auf dem Platz. Im Gegentausch spielen einige Ex-Leverkusenerinnen mittlerweile für Potsdam auf: Merle Barth seit dieser Saison, Nina Ehegötz seit mehreren Jahren und Jojo Elsig seit ganz langer Zeit. Somit stand diese Begegnung auch im Zeichen des Wiedersehens.

Auch die Beobachtung, wie Leverkusens Trainer Achim Feifel am Spielfeldrand in den Dialog mit dem Ex-Trainer Bernd Schröder eintrat, weckte Erinnerungen an Zeiten, als Feifel als Nachfolger von Schröder gehandelt wurde. Beide Vereine verbindet also so einiges. Eine nette Geste war sein kurzer Gruß an die Turbinefans vor Spielbeginn.

Die erste Halbzeit

Nachdem die Turbinen ihr erstes Heimspiel gegen Hoffenheim souverän mit einem 3:0-Sieg eingefahren hatten und gegen den Aufsteiger Meppen auswärts nur ein Unentschieden nach einem 2:0-Rückstand erkämpfen konnten, galt nun die Zielvorgabe von drei Punkten.

Aber die Turbinen taten sich am Anfang wirklich schwer. Leverkusen war hellwach, lief jedem Ball entgegen, gewann die Mehrheit der Zweikämpfe und nahm im gegnerischen Strafraum präsent Aufstellung. Doch die Turbine erzeugte zeitverzögert dann doch etwas Dampf und etwas unverhofft, aber effektiv, erzielte dann Dina Orschmann mit einem Sonntagstor die 1:0-Führung. Ein sehenswerter Treffer, der Jubel war groß.

Sonntagstorschützin Dina Orschmann (sas)

Danach ging es munter weiter hin und her, wobei Leverkusen in der 1. Halbzeit die bessere Spielqualität zeigte. Potsdam arbeitete dagegen unermüdlich an der Hitliste der Fehlpässe. Und trotzdem sollte es anders kommen als geahnt, denn in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit stand dann Nina Ehegötz goldrichtig und köpfte zum 2:0 ein.

Kopfballtor zum 2:0_ Nina Ehegötz (sas)
Turbinefans feiern das 2:0 (cna)

Die zweite Halbzeit

Nach der Halbzeitpause und Traineransage in der Kabine lief das Spiel etwas besser für die Potsdamerinnen. Ein 3:0 erschien nun wahrscheinlicher als ein Anschlusstreffer für die Werkself. Mit einem Dreierwechsel in der 55. Minute sollte der frische Fahrtwind aufrechterhalten werden: B. Schmidt für Orschmann, Kössler für Cerci, Chmielinski für Höbinger. Doch fantastische Großchancen von Nina Ehegötz (57. Minute), der eingewechselten Melissa Kössler (83. Minute) und eingewechselten Bianca Schmidt (+90. Minute) wurden liegen gelassen. Zum Glück kam auch keine Gefahr in den letzten zehn Minuten auf, denn Leverkusens neuer Style, am Ende alles zu geben und Spiele überraschend zu drehen, war diesmal nicht relevant.

Und Schluss

Somit endete die Partie mit dem Halbzeitstand von 2:0 und der 1. FFC Turbine Potsdam darf sich nun auf einem schönen 4. Tabellenplatz, punktgleich mit dem Dritten aus Frankfurt, einordnen.

Erfreulich war, dass die vor zwei Wochen frisch angereiste Meaghan Nally aus den Staaten bereits in der Stammelf Aufstellung nahm und mit ihrer athletischen Spielweise eine gute Bereicherung für Potsdam darstellte.

Den Titel „Player oft the match“ erhielt nach dem Schlusspfiff Nina Ehegötz. So das Votum der Medienvertreter_innen.

Nina Ehegötz wird geehrt (sas)

Am kommenden Sonntag geht es einmal quer durch Deutschland in das weit entfernte Sand ins Badische. Dort sind 250 Zuschauer_innen zugelassen, aber keine Gästefans – Corona macht’s (un-) möglich.

Aufstellung: Fischer (TW) – Nally, Barth, Elsig, Graf – Orschmann (55. Schmidt), Plattner (86. Dieckmann), Mesjasz, Ehegötz (76. Weidauer) – Cerci (55.Kössler), Höbinger (55. Chmielinski)

Text: Susanne Lepke

Fotos: Saskia Nafe (sas), Bernd Gewohn (bege), Beatrice Martens (beama), Christian Nafe (cna)




Abseitsfieber

Spielbericht zur Begegnung: Turbine Potsdam gegen Bayer Leverkusen am 25.10.2019

Was haben Gasper und Rasenstürmer gemeinsam? Ein „R“… hinten:-) (Foto: sas)

Flutlicht an – Fahne hoch!

Dank der Eurosport-Live-Übertragung stand für Turbine Potsdam
das erste Flutlichtspiel in dieser Saison an einem Freitagabend an. Wunderbar
für die Fans, mal die umgekehrte Version zu erleben: ein freies Wochenende –
und keine Rückkehr des Fanbusses am nächsten Morgen gegen 5.00 Uhr. Denn letzteres
hatten die reisewütigen Fans in dieser Saison bereits schon zweimal (Frankfurt,
Köln) erlebt. Von Leverkusen hatte sich vermutlich kein Fan auf den weiten Weg
gemacht.

Oooch, Schiri, nicht schon wieder! (Foto: sas)

Fahne hoch? Oh ja, egal, ob ein Tor fiel oder eine der beiden
Mannschaften gerade in Richtung Tor stürmte – die Abseitsfahne flatterte
unentwegt im „Karli-Wind“. Ja, und wann sieht man (und frau) schon mal ein
Spiel, indem es drei(!) Abseitstore gibt: zwei für Leverkusen, eines für
Potsdam. Entweder bedeutet das perfektionistisches Knowhow oder Ahnungslosigkeit.
Wahrscheinlicher ist wohl letzteres… und typisch für die
Frauenfußball-Landschaft. Leider.

Abklatschen (Foto: sas)

Vor dem Anpfiff lag (neben dem Ball) der gnadenlose Fakt auf
dem Rasen, dass die Torbienen vier Niederlagen in Folge eingefahren hatten.
Trotz der gezeigten Kampfmoral, gravierende Rückstände wieder aufholen zu
wollen, gab es keine Früchte zu ernten. Nun galt es, für den inneren
Seelenfrieden und gestärktes Selbstvertrauen zu sorgen, denn ein Sieg gegen den
Tabellennachbarn Leverkusen (Platz 9) musste an diesem Abend unbedingt her.
Imagepflege war angesagt, denn die Torbienen spielen doch nicht zu desolat, wie
ihr derzeitiger Tabellenplatz Nr.8 das besagt.

Knapp 1.100 Zuschauer_innen wohnten der Partie bei und sahen
ein kämpferischen, abwechslungsreiches und am Ende sehr spannendes Spiel, das
mit einem 1:0-Zittersieg endete.

Werbung für Flyeralarm (Foto: sas)

Auf geht’s, Mädels!

Souverän begannen die blutjungen Potsdamerinnen mit einem
galanten Abseitstor in der 3. Minute. Anna Gasper war die erste an diesem
Abend, die sich zu früh freute.

Es häuften sich Eckbälle und Freistöße auf beiden Seiten und
die „Litschies“ (Synonym für Rudelic und Nikolic von Bayer Leverkusen)
begeisterten das heimische Publikum. Diese beiden Spielerinnen musste das
Potsdamer Team unbedingt in den Griff bekommen. Das tat es auch, denn es war zu
spüren, dass die Torbienen einen Heimsieg einfahren wollten.

Dann verwandelte sich das Spielgeschehen zum „Maskenball“.
Die von Spiel zu Spiel immer souveräner agierende Verteidigerin Sara Agrež, die wiederholt mit einer Gesichtsmaske auflief, stand nach
einem Eckball von Ehegötz in der 25. Minute goldrichtig und erzielte das
befreiende 1:0! Der Rasen war urplötzlich von Steinen übersät, die von den
Herzen aller Potsdam-Fiebrigen gepurzelt waren. Auch Sara befreite sich – von ihrer
Maske, die dann kurze Zeit unbeachtet in der Steinwüste lag.

Genug Sonne getankt. Lass uns im Meer abkühlen (Foto: sas)

Und es gab ausreichend Zeit für Torgesänge und Abgeklatsche,
bis das Herz in der 44. Minute stockte. Nach einem knallharten Torschuss durch
Rudelic lenkte Fischi den Ball mit Fingerspitzengefühl und einer saustarken
Parade gerade noch so über die Latte. Jedoch fiel sie dabei so unsanft zu
Boden, dass sich die Ersatztorhüterin Zala in die Warmup-Spur begab. Der Erfolg
der Behandlungspause kurz vor der Halbzeitpause überraschte jedoch, denn Fischi
erhob sich wankend wie nach einem vermeintlichen K.O.-Schlag in der 12. Boxrunde
und schaffte unmittelbar danach Unglaubliches: Sie fing nach einem Eckball von
Rudelic den nachfolgenden Schuss aus der Nahdistanz! Kollektives Aufatmen!

Hinterm Rücken (Foto: sas)

Und weil dieser „Herzkasper“ für den Frauenfußball noch keine
Werbung ist, legte die Schiri eine Karte obendrauf: Gelb-Rot für Ann-Kathrin
Vinken! Leverkusen schritt in Unterzahl in die Kabine!

Kampf der Giganten

In der Halbzeitpause folgte das mittlerweile traditionelle Unterhaltungs-Ritual
für die Fans: Wer schaffte es, den Ball möglichst weit an den Mittelpunkt… äh …
an den Rasenroboter zu schießen? Neu war nämlich, dass es nun bei diesem
Fanspiel einen hochgradigen Preis zu gewinnen gibt. Also, was dieser 40.000€
teure Audi im Bayern-Campus ist, stellt für Turbine ein Rasenroboter dar. Wem
es gelingt, diesen zu treffen, kann ab sofort beim Rasenstutzen genüsslich zuschauen.

Leck meinen großen Zeh, du Luder! (Foto: sas)

Die beiden Edelfans Pepe und Ingo hatten diesmal beschlossen,
in die Kampfarena abzusteigen. Nachdem die Fußballschuhe gegenseitig geputzt
und abgeleckt worden waren, schritten sie siegesgewiss zum Anstoß. Unterhaltsam
war die Show – und fast erfolgreich deren Ende. Beide erhielten einen Preis –
und beide werden weiterhin ihren knatternden Rasenmäher selbst durch den Garten
schieben.

Geschmeidige Mitte (Foto: sas)

Eine begeisternde Pausen-Einlage war auch, dass Tabea Kemme
kurz das Bad in der Fan-Menge suchte.

Tabbi im Bade der Fans (Foto: sas)

Wo bleibt denn das 2:0?

Anpfiff zur zweiten Halbzeit. Die flugs genesene Fischi
kehrte in ihr Torgehäuse zurück, die Physios scheinen Zauberhände zu haben.

Der neue Haarstyle der Frauenbundesliga (Foto: sas)

Leverkusen präsentierte sich als „gefühlte Elf“ und kämpfte
unverhohlen weiter. Und je weiter der Minutenzeiger tickte, agierten die Potsdamerinnen
immer nervöser. In den vergangenen Spielen hatten die blutjungen Torbienen gelernt,
wie man souverän mit fetten Rückständen umgeht. Aber wie man ebenso cool eine
1:0-Führung nach Hause holt, das schien ihnen fern.

Ich hätte da mal eine Frage zum Abseits (Foto: sas)

Somit stieg die Spannung und die Nervosität. Und hätte die Linienrichterin
ihr Abseitsfähnchen vergessen, wäre die Partie vermutlich mit einer fünften
Niederlage zu Ende gegangen. Aber auf die Schiris war Verlass… Eifrig fuchtelte
sie mit diesem gelben Fähnchen, sobald Leverkusen ein Tor schoss. Ein doppeltes
Leid ereilte die unermüdlich kämpfenden Leverkusenerinnen und deren (Potsdam
bekannter) Trainer Feifel, als zwei Abseitstore für die Gastmannschaft angezeigt
wurden. Des einen Leid ist des anderen Freud…

Achillessehne war gesten – Hurra, die Jojo ist wieder da! (Foto: sas)

Aber richtig hinschauen konnte man als Fan in den letzten
zehn Minuten nicht mehr. Obwohl die verlässliche Säule Jojo Elsig nach verletzungsbedingter
Spielpause eingewechselt wurde, entwickelte sich das Potsdamer Spiel zu einer einzigen
chaotischen Reaktion. Da war er wieder, der „Hühnerhaufen“… Aber das Glück
sollte bei den Potsdamerinnen wohnen bleiben – der Zittersieg wurde am Ende
Realität und die Freude darüber war natürlich riesengroß.

Auf den Zittersieg eine Nuckelflasche (Foto: sas)

Der Sportbuzzer verkündete Stunden später euphorisch, dass Turbine
Potsdam nun auf den 8. Platz gesprungen sei. Aber da verweilten das Team
bereits vor dem Spiel. Somit wäre es korrekter zu verkünden, dass
Turbine derweil auf dem 8.Platz herumspringe.

Das nur am Rande sprachlicher Nuancen.

Die Torhüterin Vanessa Fischer wurde hochverdient als „Player
oft the match“ geehrt. Und Bernd Schröder suchte das Gespräch mit Leverkusens brillant
aufspielenden Kapitänin Merle Barth.

Alkoholfreier Sekt?! Total lustig!

Spiel aus – Flutlicht aus. Mit der Zuversicht, dass am
kommenden Wochenende kein Sandsturm aufkommt, werden sich Mannschaft und einige
Fans auf den weiten Weg zum SC Sand machen. Schauen wir mal!

Text: Susanne Lepke

Fotos: Saskia Nafe (sas), Larissa Jarmer (laja)