Mondscheinspielchen

Spielbericht zum BL-Spiel Turbine Potsdam gegen Bayer Leverkusen am 14.12.2016

 

Nachholspiel im „Karli“ an einem Mittwochabend, 18.00 Uhr, unter Flutlicht und gefrierender Atemluft. Bayer Leverkusen zu Gast, Tabellenzweiter von unten. Ein Abstiegskandidat, gegen den Potsdam in der vergangenen Saison auswärts 1:0 schmerzlich unterlag. Als „Überflieger“, also per Flugzeug, waren die Spielerinnen aus Leverkusen per Flugzeug angereist.

Diesem Spiel wohnten mehr Zuschauer als beim Spitzenspiel am vergangenen Sonntag in München bei, aber zum Glück hat Herr Hoeneß bis zum Frühling auch noch ein bisschen Zeit, die 15.000 – 20.000 frauenfußballbegeisterten Zuschauer_innen zu mobilisieren.

Mit dem wachsenden Erfolg der Turbinen hat auch der RBB hat das TP-Interesse wiederentdeckt und bot einen online-Stream-Service an.

Die drei lädierten Torbienen Schmidt, Rauch und Kemme, die beim Spiel gegen Bayern „ungelb“ verletzt vom Platz mussten, standen drei Tage später erstaunlicherweise auf dem „Karli“-Rasen. Aber es war insgesamt zu spüren, wie sehr der grandiose Sieg gegen den amtierenden Meister Kräfte gezehrt hatte. Auch einigen Fans war der hohe Einsatz am 11.12.16 noch anzuhören: Manche Fangesänge schwebten im halben Tempo dem Mondlicht entgegen, manche krauchten krächzend über den Rasen.

Die hochgelobte Spritz-Witz-igkeit vom vergangenen Sonntag war wie weggeblasen. Der Biss fehlte, Fehlpässe häuften sich, Angriffe versackten, das Mittelfeld manchmal unbewohnt und Torchancen waren eher Seltenheit. Für Heiterkeit sorgte in der 3. Spielminute der Geburtstagsfisch, der anstelle des Balls im Netz zappelte. Man spürte, dass Tabbi heute ein Geburtstagstor machen sollte und wollte.

Kurz vor Anpfiff war das Geburtstagskind mit einem inbrünstigen, zehn- anstatt einstimmigen „Happy Birthday“-Gesang umjubelt worden. Genau dieser muss Tabbi Kemme vermutlich dann zur Bekanntgabe ihrer Vertragsverlängerung bis 2018 an ihrem Geburtstag inspiriert haben. Also, liebe Fans, am 14.12.2017 bitte einen polyphonen, elfstimmigen Chor entfalten!

Kurz nach dem geschilderten Fischfang erschallte ein gestutzter „Oh, wie war das schön“-Jubel, als den Torbienen ein sehenswertes Abseitstor gelang. Dabei schien der Mond schön helle. Vollmond, klarer Himmel, eiskalte Luft. Lauter kleine Nebelschwaden entwichen kurzpulsierend den Spielerinnenmündern.

Der Leverkusener Trainer Obliers nahm dankend einen „Schreidrops“ aus dem Fanblock entgegen – und Jojo Elsig ihre vierte gelbe Karte. Und die Schiedsrichterleistung konnte mit der bayerischen absolut mithalten.

Da 19 x 2 = 38 ist, schoss die Nr. 19 in der 38. Minute das Siegtor. Danke, Feli, für diese Erlösung in einem zähen Spiel! Da Bayern München seit dem 11.12.16 kein 1:0 mehr können, müssen nun die Berlinerinnen äh Potsdamerinnen dieses 1:0-Amt übernehmen. Dieses Törchen wurde also mehr recht als schlecht oder mehr schlecht als recht 50 Minuten gepflegt. Selbst, als die Leverkusener Spielerinnen in den Nachspielminuten plötzlich zu zwölft auf dem Platz standen, was den Trainer Obliers zu hektischen Gesten zwang – aber nicht die Schiedsrichterin – nutzte auch diese Strategie nichts. Es blieb beim unaufgeregten 1:0.

Nun können sich unsere geliebten Torbienen mitten im kalten Winter einen Spieltag vorzeitig als Herbstmeister betiteln. Kein buntes Blatt mehr am Baum, aber knallbunter Applaus der Fans zu dieser bisherigen Saisonleistung! Da geht selbst bei Vollmond die Sonne auf.

Wir sehen uns am vierten Adventssonntag im Karli – und danach:-)

Text: Susanne Lepke

Fotos: Susanne Lepke