Da, wo ihr trainiert, sind wir.

Zum dritten Mal währte der 1. FFC Turbine Potsdam in Österreich zum Trainingslager. In einem schönen Ort in der Steiermark, in „Haus im Ennstal“, umgeben von Bergen, fühlte sich nicht nur die Lieblingsmannschaft „in Haus zu Hause“, sondern auch ca. 15 mitgereiste Turbinefans. Der fast 3000 Meter hohe Dachstein grüßte bei schönem Wetter von Weitem und hielt Obacht auf die Spielerinnen und Fans.

Einige Turbinefans hatten sich direkt im Mannschaftshotel einquartiert, einige wohnten nur wenige Meter davon entfernt in anderen Unterkünften. Das „Hotel Stenitzer“ wurde just für diesen Augenblick aus dem Winterschlaf geholt, um die sportlichen und sportinteressierten Gäste zu beherbergen. Der dafür engagierte Koch aus Ungarn gab von morgens bis abends alles, um die Mäuler zu stopfen. Das Servicepersonal wechselte fast täglich, hielt aber den Laden am Laufen und war sehr kommunikationsfreudig.

Die Lieblingsmannschaft war diesmal mit der Bahn angereist und blieb vom DB-Verspätungsmodus nicht verschont. Vor Ort wurden die Mädels in mehreren Kleinbussen transportiert.  

 

Der Ort „Haus im Ennstal“ liegt, wie der Name bereits vermuten lässt, an dem Flüsschen Enns in einem Tal. Grüne Berge, um die 2000 Meter hoch, umgeben den Ort und auch den Trainingsplatz, der idyllischer nicht hätte eingebettet sein können. Zweimal am Tag, um 10.00 Uhr und 16.00 Uhr, stand eine Trainingseinheit an. So gab es häufig die Möglichkeit, die Mädels hautnah beim Schwitzen, Hecheln und Lachen zu beobachten. Leider verletzte sich Malgorzata Mesjasz am rechten Fuß und reiste eher aus dem Trainingslager ab.

Da es zu Beginn des Trainingslagers sommerlich warm war, erweichte dieser schwitzende Aspekt das Herz zweier Fans, die spontan zwei Regentonnen für die Mannschaft sponserten.

 

Haus im Ennstal – ein Ort zum Trainieren und Spazieren

Wem das Zuschauen beim Training zu eintönig wurde, der startete ein Ausflugsprogramm. Fährt man durchs Ennstal, entdeckt man linksseitig fast an jedem Berg eine Bergbahn. Der Hausberg heißt „Hauser Kaibling“. Dank der Dachsteiner Sommercard“, die jede/r Urlaubmachende in die Hand gedrückt bekommt, kann man diese Bergbahnen (und manch andere Freizeitangebote) kostenlos nutzen. Oft bedeutete das eine Ersparnis von gut 20 € pro Tag. Somit ertönt an dieser Stelle ein Loblied auf das sehr lukrative Touristenangebot, das die Bewegung und den Spaß förderte.

Dort Urlaub machen, wo andere trainieren

Die Gegend um die Orte Haus und Schladming ist ein familienfreundliches Feriengebiet. Auf jeder Bergspitze gibt es einen Spielplatz und Erlebniswanderwege für Kinder. Im Winter muss hier die Hölle los sein, davon kündeten sehr breite Skipisten und verwaiste Skilifte, stille Apres-Ski-Bars und leere Hotels.

Man kann hier oben Gipfelkreuze berühren und Turbine-Fanbotschaften in Gipfelbüchern hinterlassen, mit einem Go-Kart den Berg hinunterrasen oder zusammenzucken, wenn man die Mountainbiker die Pisten heruntercrossen sieht. Auf dem Dachstein kann man den Schnee berühren und durch ihn hindurchstapfen. Man kann zu wunderschönen Bergseen wandern, Blaubeeren naschen, imposante Wasserfälle bestaunen, sich unzählige Blasen an den Zehen erlaufen, auf Almhütten Kaiserschmarrn vertilgen und dazu einen „verlängerten“ (Kaffee) trinken. Ein Ausflug nach Salzburg stellt auch ein lohnendes Ziel dar. Man kann im Ort ein ausgiebiges Restaurant-Testing durchführen und zwischen „Kasnockerln“ (Käsespätzle), einer Brotzeit und fade schmeckender Pizza wählen. Und man kann sich im Ort in einem wunderschönen Freibad entspannen und wenn man eine innige Beziehung zum Bademeister aufbaut, sogar dann schwimmen gehen, wenn das Freibad eigentlich geschlossen hat.

Die Wetterlage

Das Wetter präsentierte sich während des Trainingslagers sonnig bis herbstlich. Man konnte die Wetteruhr danach stellen, dass es jeden Nachmittag oder frühen Abend einmal regnete oder gar gewitterte. Dafür war die Natur in satte Grüntöne getaucht und die Almwiesen blühten bunt vor sich hin. Und solange es nur abends regnete, war der Tag gerettet.

Highlights

Drei Highlights gab es während des zehntägigen Trainingslagers.

Zum einen ein Testspiel gegen St. Pölten, das die Potsdamerinnen mit 2:0 gewannen.  Zum Zweiten entfernte sich die Mannschaft geschlossen über Nacht aus dem Mannschaftshotel, um sich in eine Almhütte „abzuseilen“ – als teambildende Maßnahme. Und das dritte Highlight stellte die gesungene Geburtstagsgratulation der Mannschaft für den Edelfan Peter dar, der durch diese Geste Gutes zurückbekam.

Umzug nach Leoben

Gemeinsame Fanspeise
(Foto: sule)

Nach 10 Tagen siedelten Mannschaft und die meisten Fans in einen anderen Ort in der Steiermark namens Leoben (Eselsbrücke: Gegenteil von Le-unten) um. Dieser lag 120 km entfernt. Das schmälerte die Naturidylle, denn die Kleinstadt Leoben lebt vom Naturraubbau in Form halbabgetragener Berge zwecks Erzgewinnung. Hier wird auch Stahl produziert und – was die Kehle der Turbinefans etwas mehr entzückte – das Gösser Bier gebraut. Insbesondere das schmackhafte Gösser Radler gibt es auch bei uns in Dosen- und Flaschenform zu kaufen. Somit ließen es sich einige Fans nicht nehmen, die Gösser Bierbrauerei zu besuchen und sich von der hektischen Guidefrau Margarete führen zu lassen. Eine einstündige Bierflatrate im Anschluss an die Führung entschädigte und trug zum Stimmungsausgleich bei.

KAIF-Trophy – Premiere für ein Internationales Frauenfußballturnier

Vor dem Beginn des Internationalen Frauenfußballturniers in Leoben gab es am Vorabend eine Eröffnungsveranstaltung in einem benachbarten Ort namens Kalwang. Neben einem männlich geprägten Legendenspiel, das feuerspeiend eröffnet wurde, war das Highlight des Abends ein Livekonzert der ortsansässigen Band „Niachtn“. Musikalisch professionell boten sie dem regnerischen Himmel Paroli. Die Menschenpulks unter den breiten Sonnenschirmen sowie der im Hintergrund stehende Bierwagen wurden am späteren Abend gemeinsam nach vorn gestemmt, um der Bühne und den Musikern ganz nah zu sein. Dank des Energiedrink-Sponsors „KAIF“ und seines kostenlosen Dosenberges schwächelte niemand.

Der neue Sponsor und Turnierausrichter in Dosenform
(Foto: sas)

Der Premiere des Internationalen Frauenfußballturniers, der „KAIF Trophy“, wohnten ungefähr 50 Abgesandte aus Potsdam bei. Hätte es diese Krachmacher nicht gegeben, wäre es im Leobener Stadion sehr still gewesen. Die Außenwerbung für dieses Turnier war nicht sichtbar, sodass der Publikumsverkehr im Stadion überschaubar blieb.  Sechs Teams aus fünf Ländern waren am Start. Für Glasgow City FC, die kurzfristig aus Coronagründen abgesagt hatten, sprang eine zweite österreichische Mannschaft aus Innsbruck ein, die eine Ehre hatte und diese bestens verteidigte.

Turbine Potsdam spielte also endlich mal wieder international:-) Und das richtig überzeugend. Das Turniersystem erschloss sich erst durch Mutmaßungen, denn ein Stadionheft oder ähnliches Informationsmaterial gab es nicht. Mehrere professionelle Kameras filmten jedes Spiel mit, damit man im VIP-Zelt kauend auf die Leinwand starren konnte. Die Streaming-Brücke ins Internet war nicht gebaut wurden, was viele zu Hause gebliebene Turbinefans bitter enttäuschte.

Turbinefans verfolgen dasTurniergeschehen
(Foto: sule)

Turbine Potsdam absolvierte zwei Spiele, dabei war der Erfolg des Trainingslagers in Siegen messbar, denn die Mannschaft stand ziemlich schnell im Finale gegen Real Madrid. Dieses spanische Team war aufgrund seines quirligen Kurzpassspiels und schnellen Sprints der einzige sportliche Gegner auf Augenhöhe. Nach einem Kennenlernen in der ersten Halbzeit gelang es den Turbinen in der zweiten Halbzeit, die Regie auf dem Platz zu übernehmen und souverän einen 3:0- Sieg einzufahren. Der riesige Pokal wurde am Folgetag mit der Deutschen Bahn nach Potsdam transportiert.

Am Rande des Finalgeschehens brüllte ein Chor junger Männer nach Nina Ehegötz. Und der eine oder andere Stadiongast nestelte heimlich an der Regenbogenfahne der Turbinefans.

Servus – mach’s gut

Durch 31 Tunnel (was an die Trikotnummer von Anja Mittag erinnert) reisten die Turbinefans über mehr als sieben Berge wieder in die flache Heimat zurück und sind nun um viele Erlebnisse reicher.

Text: Susanne Lepke

Fotos: Saskia Nafe (sas), Susanne Lepke (sule), Ralf T.