Potsdam unterliegt Wolfsburg – 3082 Dankesgrüsse nach Frankfurt

Spielbericht zur BL-Partie Turbine Potsdam gegen VfL Wolfsburg am 7. Mai 2017
„7. Mai – ich bin dabei!“- sagten sich 3082
Zuschauerinnen und Zuschauer, um am vergangenen Sonntag trotz der Liveübertragung im rbb-Fernsehen live im Stadion dabei zu sein. So kam es zu sichtbaren Rudelbildungen vor dem Stadioneingang, lange Schlangen galt es selbst während der 1. Halbzeit noch abzufertigen. Ein fantastischer Zuspruch für das „Rudolphsche Rudel“, das ebenbürtige „Wölfinnen“ zu Gast hatte.
Spitzenspiel im „Karli“, Tabellenzweiter gegen Tabellenerster. Kampf um die Meisterschaft, Kampf für die innere Genugtuung. Denkt man an die vorangegangenen Duelle zurück, wird der Mund in Potsdamer Gesichtern doppelt so breit. In der Hinrunde ein 0:1-Auswärtssieg in Wolfsburg, der an einem Mittwochabend im menschenleeren Wolfsburg zwischen widerhallenden Beton- und Glasfassaden heftig gefeiert wurde. Oder dieser 5:2-Auswärtssieg am Nikolaustag, oder der 4:0-Heimsieg in der letzten Saison – eines der Abschiedsgeschenke für Bernd Schröder. Unvergessen, Stolz machend, Zuversicht ausströmend.
Diese hübschen Erinnerungen an Zeiten, als die Wölfinnen jaulend den Platz verließen, wurden gestern mit einer herrlichen Maisonne verziert. Bestes Fußballwetter, viele bunte Menschen, darunter ca. 150 hellgrüne – und zu wenig Stadionbier. Mit dem Massenandrang war der Caterer maßlos überfordert, deshalb schon mal die Prognose für den kommenden Sonntag, dass beim Spiel um die Championsleague-Qualifikation gegen Bayern München wieder ganz, ganz viele Menschen mit Bier- und anderen Dürsten ins „Karli“ hineinschwemmen werden.
Wer eher auf einen Sonntagsnachmittagskaffeetisch aus war, wurde von der Schulklasse des Herrn Rudolph mit einem Kuchenbasar versorgt.
Der Fanclub „Turbinefans“ initiierte am Stadioneingang eine Spendenaktion für Lisa Görsdorf vom 1.FC Union Berlin Frauen, die in ihrem blutjungen Alter mittlerweile zum zweiten Mal an Krebs erkrankt ist. Insgesamt kamen erstaunliche 1.185,06€ zusammen, selbst der VfL Wolfsburg gab spontan 200 € aus seiner Mannschaftskasse dazu. Diese Geldspende wird am 21. Mai zum Spiel der 2. Bundesliga: Turbine Potsdam II gegen 1.FC Union Berlin (in Potsdam-Waldstadt) übergeben.
Neben Kuchenbasar und Spendenaktion galt es auch noch, im Auftrag des DFB die Altersstruktur der Frauenfußballgucker per Fragebogen zu erfassen. Quizfrage: Wie alt war der älteste Besucher des Spitzenspiels? (Auflösung unter dem Text)
Nun aber zum Spiel an sich: Fiebrige Aufgeregtheit, zeitverzögertes Warten auf den Anpfiff – denn das Fernsehen bestimmt, wann der Anpfiff ertönt, und nicht die Schiedsrichterin … Zeit, um die Ehrengäste zu begrüßen: die DFB-Nationaltrainerin Steffi Jones, den Oberbürgermeister Jann Jakobs, den Bildungsminister Günter Baaske.
Es entspann sich ein schnelles und kampfbetontes, aber unerwartet faires Spiel! Die erste Torchance in der 3. Minute erarbeitete sich Potsdam, als Jojo Elsig nur knapp über das vernetzte Revier von Almuth Schult köpfte. Dann jedoch die totale Ernüchterung, als die Schiedsrichterin bereits in der 6. Spielminute auf den Wob-Elfmeterpunkt zeigte. Caroline Hansen nutzte diese Chance souverän, 1:0 für Wolfsburg, im Heimspielstadion!
Das Erfreuliche war aber, dass vor und nach dem Torelfmeter kein akustischer Unterschied auf den Fanrängen zu hören war. Auch die „Torbienen“ selbst verfielen nicht in Schockstarre, sondern schüttelten sich kurz und rannten weiter. Schlagabtausch im Mittelfeld, Torchancen auf beiden Seiten, Spielspannung pur, Adrenalinausstöße im Millisekundentakt! Die Wolfsburger Stürmerin Ewa Pajor spielte grandios. Aber auch die Torbienen zeigten zum Teil gewitzte Spielzüge und ließen erahnen, selbst unter Druck das Denken nicht zu vernachlässigen. Und dann startete in der 29. Minute Tabbi Kemme im Alleingang durch den Wolfsburger Strafraum und schoss das Ausgleichstor. Verdient, kreischend umjubelt – und ein gerechter Halbzeitstand.
In der 2. Halbzeit folgte eine analoge Wiederholung der Startphase: Wummkrachbumm! Kaum angepfiffen, kommt es in der 48. Minute zu einem „Luller“-Tor – 2:1 für Wolfsburg. Anna Blässe nutzt einen Fehler der Potsdamerinnen gnadenlos aus und steht leider an der richtigen Stelle parat. Ärgerlich, blöd, total doof! Aber Potsdam kämpft weiter, auch wenn dieses Tor einen tieferen Schnitt in die Wunde darstellt.
Und die Partie verläuft weiterhin fair. Bei der „Oscar-Verleihung“ ging Alexandra Popp in diesem Jahr erfreulicher Weise leer aus. Die Wölfinnen hatten das sofortige Aufstehen nach Zweikämpfen irgendwie geübt. Es wurde auch kaum gemeckert, höchstens von der Wolfsburger Trainerbank aus.
Als das dritte Tor durch die Wölfin Tessa Wullaert in der 57. Minute fiel, war man sich auf den Fanrängen optimistisch einig, dass noch viel Zeit sei, denn die „Torbienen“ spielten auf Augenhöhe mit. Doch als das Anschlusstor in den nächsten Minuten nicht fallen wollte, saßen plötzlich 3082 Trainer im Stadion, die als unmittelbare Antwort auf das 1:3 eine frühzeitigere Auswechslung forderten. Rudolph entschied sich jedoch erst in den letzten 10 Spielminuten für diese mannschaftsauffrischende Handlung.
Kurios war hierbei eine Beobachtung, als eine „doppelt-grüne“ Nummer 21 auf der Anzeigetafel der vierten Offiziellen aufleuchtete und daraufhin Tabbi Kemme (Nr.21) angefegt kam, um sich der Auswechslung hinzugeben. Grün heißt EINwechslung und doppelt-grün: Einwechslung für Wolfsburg… 
Die Turbinefans feuerten ihre Mannschaft unermüdlich an, auch wenn die VfL-Gesänge spätestens nach dem 1:3 meisterliches Oberwasser bekamen. Jedoch erhoben sich in der 88.Minute viele einheimische Fans von ihren Sitzplätzen, um in das „Steht auf, wenn ihr Turbinen seid“ einzustimmen.
Respekt trotz der Niederlage für unsere Mädels! Und Glückwunsch nach Wolfsburg.
Vor der Partie spielte der Tabellenzweite gegen den Tabellenersten, nach der Partie würde immer noch der Tabellenzweite gegen den Tabellenersten spielen. Ein tausendfacher Dank peitscht an dieser Stelle nach Frankfurt, jetzt auch „Dankfurt“ genannt. Der „andere 1.FFC“ hatte an diesem Spieltag die im Potsdamer Nacken sitzenden Bayern mit einem atemberaubenden 4:2 besiegt, sodass Bayern nicht an Potsdam vorbeiziehen und die Europafahne vorzeitig hissen konnte.
Der „gesetzliche“ Europatag wird in diesem Jahr am 9. Mai gefeiert, im „Karli“ werden jedoch die Feierlichkeiten auf den 14.Mai vertagt, wenn die Bayern in Potsdam zu Gast sind. Mögen sich wieder so viele Menschen auf den Weg machen, um die „Torbienen“ auf dem Weg nach Europa zu stärken!
Vorher geht es am Mittwoch noch nach Leverkusen, bitte die Hausaufgaben erledigen!
Wir sehen uns bei Maisonne, einigen Hopfentropfen und purer Spielspannung am 14.Mai zum Spiel: Turbine Potsdam gegen Bayern München!
Text: Susanne Lepke
Fotos: Susanne Lepke
Auflösung der Quizfrage. Der älteste Zuschauer war 91 Jahre alt.















So konnten 8 treue Fans im „kleinen Schwarzen“ (dem Mannschaftsbus der U15) nach Sand reisen. Dank des übergroßen Vereinslogo auf der Karosserie eine Frauenfußballwerbung quer durchs deutsche Land. Am Steuer saß ein souveräner Fahrer namens Peter T., der die ganze Leihauto-Sache eingefädelt hatte. Da 1.500 km an einem Tag zu sportlich sind, startete die Unternehmung bereits am Sonnabend zur Mittagszeit und schloss eine Übernachtung ein.
Ein Dorf unweit von Sand, das bekannt ist durch seine überdimensionierte Kirche mitsamt viertelstündlichem Glockengeläut in unterschiedlichen Klangvariationen. Deshalb lag auf dem Hotelbett auch ein Gratis-Päckchen „Ohropax“ – kein Witz.
Sarahs Großfamilie Zadrazil mit Eltern, Großeltern und Großtante, die 500 km Fahrweg auf sich genommen hatten, sowie Lia Wältis Eltern gehörten zum Zuschauerkreis und erhöhten die Anzahl der Potsdamer Fangemeinde auf faszinierende 38 Menschen.
Die erste Halbzeit war auch von Tragik geprägt: Inka Wesely verletzte sich nach wenigen Minuten am Knie, Eseosa Aigbogun fand im Sandner Rasen keinen Freund und musste ebenfalls verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Auch bei den Gastgebern gab es eine Spielunterbrechung mit 112-Einsatz, da die künftige Bayern-Spielerin Damnjanovic bewusstlos am Boden liegen blieb. Aber sie konnte erstaunlicher und erfreulicher Weise danach weiterspielen.
Die Fans zählten eifrig den Ecken-Countdown herunter, beginnend bei 19 – „Nur noch achtzehn“, „nur noch siebzehn“ usw. – bei „nur noch zehn“ fand das Spiel ein Ende. Aber vorher passierte noch das zweite Unglaubliche an diesem Wochenende: Ulla Draws, für Inka Wesely eingewechselt, erlöste als „Aushilfskraft“ die „Torbienen“ und deren Fans in der 81. Minute. Ein schöner, tabellenrettender Spitzentreffer. Verdient hatten es die Potsdamerinnen allemal, denn in der zweiten Halbzeit waren sie die klar spielbestimmende Mannschaft. Trotzdem Erlösung pur!
Abschließend versammelte man sich am Mannschaftsbus, den es demnächst nicht mehr geben wird, da ein Verkauf geplant ist. Auch das Pizza-Lieferauto war pünktlich zur Stelle.




Ebenfalls gern gesehen und an dieser Stelle schreibend begrüßt seien zum einen die drei gesichteten Hoffenheimer Fans, stark bewaffnet und gut hörbar mit XXL-Glocke und Trommel, sowie das Sympathie-Trainierteam des „doppelten Jürgens“, Jürgen Ehrmann und Jürgen Grimm, die während des Spiels auch mal in einen verschmitzten Kurzdialog mit dem Fanblock traten.
Kein überzeugendes Spiel. Wieder wehte ein laues Frühlingslüftchen anstelle eines tobenden Wirbelsturms im gegnerischen Strafraum. Hoffen wir, dass die Mannschaft nach der Spielverlegung und Länderspielpausen nun in den Rhythmus findet und wieder hartnäckig verweisend „von Spiel zu Spiel“ denkt. Und hoffen wir, dass der Haltepunkt im „Karli“ bald wieder von der „Deutschen Dampflok-AG“ bedient wird und das vertraute „Huth! Huth!“ erschallen darf. Ebenso beste Grüße an Tabi Kemme, in der Hoffnung, dass all ihre (geposteten) Reha-Maßnahmen ihre hocheffektive Wirkung zeigen.
dass der Fanclub „Turbinefans“ in der Halbzeitpause eine 500€-Spende an den Nachwuchsbereich von Turbine Potsdam übergab, den die Trainerin Bettina Stoof und zwei Turbinchen dankend in Empfang nahmen.




















