Am Rande der WM in Frankreich: Der U19 Scania Womens Cup in Sablé sur Sarthe

Ein Rückblick von Bernd Gewohn

Frankreich ist nicht nur zur WM eine Reise wert.

Es wird wahrscheinlich einmalig bleiben, dass ich einen Bericht schreibe. Aber ich hatte einfach den Drang, dieses Turnier nicht nur durch meine Fotos festzuhalten.

Am vergangenen Freitag (21.06.2019) reiste eine 14-köpfige, bunt zusammengestellte Turbine-Mannschaft – bestehend aus Spielerinnen der U17, der U15 sowie aus der dritten Mannschaft – gemeinsam mit dem Cheftrainer Mathias Zube, dem „Betreuer/ Torwarttrainer“ Stephan Schmidt und Betreuerin Julia … ins westfranzösische Sablé sur Sarthe.

 

TAG 1

Samstag, 22.06.2019

Kurz nach 09:00 Uhr traf die Mannschaft am Spielort ein. Gespielt wurde im „Stade Rémy Lambert“ sowie auf einem sehr hügeligen / unebenen / mit Bodenwellen übersäten Nebenplatz.

 

Das erste Gruppenspiel gegen Paris FC

Der erste Turniertag begann für unsere Turbinen um 10:30 Uhr. Im ersten Spiel der Gruppe D hieß der Gegner Paris FC, gespielt wurde auf dem besagten hügeligen Nebenschauplatz über die Dauer von 30 Minuten.

In den ersten Minuten der Partie zeigte sich das deutlich, dass das junge Potsdamer Mix-Team nicht eingespielt war. Viele Fehlpässe und Abstimmungsprobleme waren zu beobachten.  Aber die Mannschaft fing sich und spielte immer besser nach vorn. Nach gut 10 Minuten gab es dann die erste richtig gute Chance für Turbine. Nach einem Foulspiel kurz vor dem Sechzehner gab es einen Freistoß. Pauline Lemper nahm sich der Sache an, aber verfehlte das Tor knapp. Kurze Zeit später sollten sich dann die Offensiv-Bemühungen der Potsdamerinnen auszahlen. Alisa Grincenco versenkte den Ball mit einem Schuss aus der zweiten Reihen im Tor der Pariserinnen.

Danach erhöhte Paris nochmal den Druck, aber Turbine konnte das Ergebnis über die Zeit retten und sicherte sich somit die ersten drei Punkte bei diesem Turnier.

 

Das zweite Gruppenspiel gegen Celtic Glasgow

Um 14:20 Uhr erfolgte dann im Stade Rémy Lambert der Anstoß des zweiten Gruppenspiel. Diesmal hieß der Gegner Celtic Glasgow. Die sehr robust agierenden Schottinnen ließen Turbine kaum ins Spiel kommen. Das führte auch dazu, dass es im kompletten Spielverlauf immer wieder kleine Fouls auf beiden Seiten gab. Dann passierte es: Unsere sehr gut spielende und haltende Torhüterin Anna – Lena Kulbe musste hinter sich greifen. 0:1!

Durch das Gegentor wurde das Spiel noch hektischer, wovon sich auch die Celtic Spielerinnen anstecken ließen. In den letzten Minuten des Spiels beschränkten sich beide Mannschaften auf Zweikämpfe im Mittelfeld. Sonst passierte nichts mehr.

Vor dem letzten Gruppenspiel stellte sich folgende Tabellensituation in der Gruppe D dar:

1. HSC Montpiller 2:0 6
2. FFC Turbine Potsdam 1:1 3
3. Celtic Glasgow 1:1 3
4. Paris FC 0:2 0

Turbine musste also dringend punkten, um die Chance aufs Viertelfinale zu wahren.

Und Turbine wollte!

Das zweite Gruppenspiel gegen HSC Montpellier

Das Spiel  gegen den Tabellenführer HSC Montpellier war das beste der gesamten Gruppenphase, denn Turbine war die spielbestimmende Mannschaft. Nur in der Offensive fehlte es an Durchschlagskraft. Eine der wenigen torgefährlichen Aktionen war ein Freistoß, den Pauline Lemper an die Latte zimmerte.

Es blieb beim 0:0 und dem einen Pünktchen. Nun war Turbine auf Schützenhilfe angewiesen.

Und es gab sie! Der Pariser FC siegte überraschend im parallel stattfindenden Spiel gegen Celtic Glasgow mit 3:2. Somit standen unsere Turbinen nun endgültig als Gruppenzweite fest und durften ins Viertelfinale einziehen.

Das Viertelfinale gegen Atletico Madrid

Im Viertelfinale, das am selben Tag um 20:00 Uhr stattfand, war der Gegner kein geringerer als die U19-Mannschaft des spanischen Vizemeisters Atletico Madrid. Gespielt wurde nun im 2×15-Minuten-Modus.

Unsere Turbinen wollten unbedingt gewinnen, denn es gab noch einen weiteren Grund das Halbfinale zu erreichen: Der Gewinner durfte nämlich ausschlafen und musste nicht schon um 08:30 Uhr sein erstes Pflichtspiel bestreiten.

Leider war von dem unbedingten Sieges- und Ausschlafewillen in der ersten Hälfte nicht viel zu sehen. Turbine verfiel in alte Muster. Genau wie beim Spiel gegen Paris fehlte auch in dieser Begegnung die Zuordnung in der Defensive. Atletico drückte immer mehr und erzielte kurz vor dem Seitenwechsel das 1:0.

In der kurzen Trinkpause zur Halbzeit schien der Trainer Mathias Zube die richtigen Worte zu finden, denn Turbine erhöhte in der zweiten Halbzeit den Druck und zwang dadurch die Madrileninnen zu Fehlern. Zum Ende der zweiten Halbzeit entwickelte sich ein richtig gutes Fußballspiel, denn beide Teams erspielten sich einige Chancen.

Alles in allem war es trotz der  Fehler in der ersten Halbzeit ein klasse Mannschaftsleistung. Zum einen hielt die Defensive um Schlussfrau Anna–Lena Kulbe den Dauer Druck der Spanierinnen weitestgehend stand. Zum anderen sorgte die Offensivabteilung vor allem zum Ende der zweiten Hälfte, dass Madrid ordentlich ins Schwimmen kam. Ein Tor blieb unserem Turbine-Team leider jedoch verwehrt. So blieb es beim 1:0 Sieg für Madrid. Eine Niederlage, mit der man …

TAG 2

Sonntag, 23.06.2019

Da der frühe Vogel den Wurm fängt, standen die Potsdamerinnen bereits um 8.30 Uhr für das erste Spiel der Platzierungsrunde 5 bis 8 um 08:30 bereit. Und dies bestritt unsere Turbine-Mannschaft gegen die einzige Schweizer Mannschaft des Teilnehmerfeldes, den Servette FC Chenois (Genf).

Die Platzierungsrunde 5-8

Beide Mannschaften schienen trotz der frühen Anstoßzeit ziemlich ausgeschlafen, denn von der ersten Minute an versuchten beide, das Spiel für sich zu entscheiden, indem sie immer wieder Druck auf die gegnerische Abwehr ausübten. Doch vor allem bei Turbine waren die Offensivaktionen nicht zwingend genug und somit blieb es zur Halbzeit beim 0:0.

Das Ganze setzte sich unverändert in der zweiten Hälfte fort. Turbine versuchte, sich durch ein gutes Aufbauspiel immer wieder Chancen zu erarbeiten, scheiterte aber meist schon früh an der Abwehr der Eidgenössinen. So stand es auch nach dem Ende der zweiten Halbzeit weiterhin 0:0.

Und so folgte ein Elfmeterschießen! Drei Schützinnen pro Mannschaft traten an. Am Ende hätten die Schweizerinnen das Glück auf ihrer Seite, da unser zweiter Elfmeter das Tor knapp verfehlte:(

Das Spiel um Platz 7

Nach einer langen Pause stand dann um 12:00 Uhr das letzte Spiel des Turniers für unsere Mannschaft auf dem Plan. Der Gegner des Duells um Platz 7 hieß war ein wohlbekannter: der HSC Montpellier.

Anders als im Gruppenspiel verlief die Partie diesmal sehr ausgeglichen. Montpellier hatte sich besser auf Turbine eingestellt und hielt gut mit. Bis zur Halbzeit war das Spiel extrem ausgeglichen, da sich beide Mannschaften zwar Chancen erspielten, aber nicht nutzten.

Kurz nach dem Wiederanpfiff gab es einen Freistoß für Turbine in der Mitte der gegnerischen Hälfte aus halbrechter Position.  Eine Aufgabe für Pauline Lemper! Um den Elfmeterpunkt versammelten sich die Spielerinnen beider Mannschaften. Die Torhüterin von Montpellier stand auf der Torlinie. Der Ball wurde freigegeben und Paule brachte ihn hoch in den Strafraum auf den Kopf von Alina Schermer. Diese verlängerte ihn mit dem Hinterkopf in Richtung Tor. Eigentlich wäre dieser Ball keine schwere Aufgabe für eine Torhüterin gewesen, aber Montpelliers Schlussfrau hatte sich in der Zwischenzeit auch dafür entschieden, mit zum Elfmeterpunkt zu laufen und somit konnte sie dem  Ball auf seinem Weg ins Tor nur noch hinterhersehen. 1:0 für Turbine!

Keine zwei Minuten später klingelte es schon wieder im Tor von Montpellier. Diesmal war es Juliana Kottbauer, die mit einem schönen flachen Schuss von der Strafraumgrenze aus auf das 2:0 erhöhte.

Montpelliers Torhüterin wird diesen Tag wohl in keiner guten Erinnerung behalten, denn es kam noch dicker. In einem Zweikampf verletzte sie sich leicht am Kopf und konnte nach einer kurzen Behandlungspause nicht mehr weiterspielen. Da der HSC Montpellier keine Ersatztorhüterin bei diesem Turnier dabei hatte, musste eine Feldspielerin ins Tor. Diese bekam aber aufgrund der wenigen Restspielzeit nicht mehr viel zu tun. Es blieb somit beim 2:0. “Ein schöner Abschluss desTurniers”, wie Kapitänin Alina Schermer später resümierte.

Bis zum Finale um 15:00 Uhr und der anschließenden Siegerehrung blieb noch jede Menge Zeit.

 

Beobachtung am Nebenschauplatz: Spiel um Platz 11

Ich nutze die Zeit, um mir das Spiel um Platz 11 zwischen dem FC Bayern München und dem FC Rosengård anzuschauen. Das Spiel fand auf diesem besagten hügligen Nebenplatz statt.

Und es lohnte sich. Ich sah eines der besten Spiele dieses Turniers. Rosengård war über die gesamte Spielzeit die klar dominierende Mannschaft und kombinierte sich immer wieder mit durchdachten, sehenswerten und genialen Aktionen durch die Defensive der Münchnerinnen. Man konnte mit jeder Spielminute beobachten, wie das Trainerteam der Bayern um Melanie Behringer an der Seitenlinie langsam leiser wurde. Auch wenn Rosengård kurz vor Spielende noch einen Elfmeter verschoss, war das Ergebnis für den FC Bayern recht schmeichelhaft, denn der FC Rosengård gewann das Spiel nur mit 3:0.

 

Das Finale

Nach diesem Spiel ging es zurück zum Hauptplatz des Stade Rémy Lambert, wo das Finale zwischen Atletico Madrid und dem EA Guingamp anstand. Madrid konnte erst im Elfmeterschießen das Spiel mit 4:2 für sich entscheiden und sicherte sich damit den Turniersieg.

Turbine beendete den diesjährigen U19 Scania-Cup mit einem mehr als respektablen 7.Platz. Wenn man bedenkt, dass dieses Team (13 bis 19 Jahre alt) gegen den U19 spanischen Vizemeister Atletico mit nur 0:1 verloren hatte, dann ist das aller Ehren wert!

Beste Spielerin des Turniers wurde Elena Martinez von Atletico Madrid. Anna Plantin vom FC Rosengård wurde mit 5 Toren zur Torschützenkönigin des Turniers gekrönt.

 

Die Resultate im Überblick

Gruppenphase:

  • 1.FFC Turbine Potsdam – Paris FC 1:0
  • 1.FFC Turbine Potsdam – Celtic Glasgow 0:1
  • 1.FFC Turbine Potsdam – HSC Montpellier 0:0

Viertelfinale:

  • Atletico Madrid – 1.FFC Turbine Potsdam 1:0

Spiel um die Plätze 5 bis 8

  • Servette FC Chenois – 1.FFC Turbine Potsdam 3:2 n.E.

Spiel um Platz 7

  • 1.FFC Turbine Potsdam – HSC Montpellier 2:0

Die Platzierungen des Turniers

  1. Atletico Madrid 🇪🇸
  2. EA Guingamp 🇫🇷
  3. FC Nantes 🇫🇷
  4. SV Werder Bremen 🇩🇪
  5. Servette FC Chenois 🇨🇭
  6. Girondins de Bordeaux 🇫🇷
  7. FFC Turbine Potsdam 🇩🇪
  8. HSC Montpellier 🇫🇷
  9. Reading FC 🏴󠁧󠁢󠁥󠁮󠁧󠁿
  10. Paris FC 🇫🇷
  11. FC Rosengård 🇸🇪
  12. FC Bayern München 🇩🇪
  13. Olympique de Marseille 🇫🇷
  14. Celitc Glasgow 🏴󠁧󠁢󠁳󠁣󠁴󠁿
  15. ESO La Roche 🇫🇷
  16. AS St. Etienne 🇫🇷

 

Die Turbine Mannschaft in Sablé sur Sarthe bestand aus:

Jona Leske, Alisa Grincenco, Luisa Koch, Pauline Lemper, Antonia Haase, Maja Borg, Alina Schermer, Amelie Spliesgart, Joy Brockmann, Johanna Herholz, Juliana Kottbauer, Nele Quoika, Anna–Lena Kulbe, Vanessa Storch sowie Julia … (Betreuerin), Mathias Zube, Stephan Schmidt

 

Text und Fotos: Bernd Gewohn /29.Juni 2019